Endlich! Gestern habe ich es geschafft bei Nicoletta, der Macherin von Heimatblume, an einer Wildpflanzenexkursion teilzunehmen. Wir haben uns bei einer Wildpflanzenausbildung kennengelernt und ich war gleich begeistert von ihrem unerschöpflichem Wissen – und ihrer Liebe zu gutem Essen! Denn einfach nur Wildpflanzen essen, weil es gesund ist – naja… Schmecken soll es doch und schön aussehen – oder wie siehst du das?

Die Exkursion war eine ganz besondere – denn es ging nicht, wie sonst meistens, um Blätter, Blüten, Triebe – sondern um Samen!

Klingt exotisch? Warum eigentlich? Samen essen ist total normal – Bohnen, Erbsen, Linsen… Weizenkörner, Reis, Mais,… Alles schon mal gegessen! Anis, Fenchel, Kümmel, Dill, Cumin… Schon mal als Tee getrunken oder als Gewürz verwendet. Oder? Und dann sind da noch die Walnüsse, Haselnüsse, Bucheckern, …- nichts anderes als die Samen der Nussbäume und -sträucher.

Stellt sich also die Frage, wie das mit den Samen anderer Pflanzen ist – kann man die auch essen? Klares Jein. Natürlich nur die von essbaren Pflanzen – und auch da nicht alle. Die Samen von Hülsenfrüchten sind roh fast alle unverträglich. Und von manchen Hülsenfrüchten bleiben sie das auch trotz kochen – da muss man sich also kundig machen und die Pflanzen schon genau identifizieren können.

Es gibt aber viele andere Pflanzen, deren Samen man essen kann, sei es im Müsli oder als Salattopping (z.B. Brennnessel, Spitzwegerich, Breitwegerich;:::), als Tee (Fenchel, Anis;:::), als Gewürz (auch Fenchel und Anis, Wilde Möhre, Waldengelwurz, Giersch; …) Oder man kann ein hautberuhigendes Öl aus Nachtkerzensamen pressen. Senf aus Knoblauchraukensamen herstellen, oder die Körnchen direkt als Gewürz verwenden, Hagebuttensamen für Tee trocknen…

Wirklich fasziniert war ich von den Samen des Indischen Springkrauts. Jaaa – diese als invasiver Neophyt verrufene, einst als Zierpflanze  eingeführte „Baumorchidee“ – hat essbare Samen, die sowohl im grünen, als auch schon im trockenen Zustand essbar sind und kräftig nussig schmecken.

Und wozu jetzt Samen essen? Überleg mal, was ein Samen ist… In dem kleinen Körnchen steckt eine fertige Pflanze im Embryonalstadium. Wenn sie mit Erde in Kontakt kommt und die richtigen Bedingungen vorfindet, keimt sie, wurzelt ein und wächst heran. Und für die erste Zeit, mindestens bis zum Keimblattstadium, ist in jedem Samenkorn alles an Nährstoffen enthalten, was das Pflanzenbaby zum Wachsen braucht. Deshalb sind z.B. Sprossen und Microgreens viel inhaltsstoffreicher, als die ausgewachsene Pflanze. Und der Same, als Vorstufe von Sprossen und Microgreens – logisch: enthält das volle Proviantpaket!

Klar natürlich, dass es ein No go! ist, sämtliche Samen abzusammeln. Wir wollen ja, dass die Pflanzen auch im nächsten Jahr wiederkommen. Und zudem sind Samenstände Nahrungsquelle für Wildtiere. Andererseits haben Pflanzen die Strategie, möglichst viele Samen zu bilden – mehr als allein zum Erhalt der eigenen Art notwendig sind. Und manche, z.B. Brennnesseln, breiten sich außerdem über Rhizome aus oder wurzeln einfach da neu ein, wo ihre Stängel aufliegen (Minze, Gundermann,…) Wo ein reicher Bestand einer Pflanze ist, kann man sich also bedienen. In Maßen! So wie für das Pflücken von Blättern die Handstraußregel gilt (was man mit Daumen und Zeigefinger umfassen kann ist erlaubt – sofern es keine geschützte Pflanze oder/und ein Gebiet ist, in dem Pflanzen generell geschützt sind), darf man sich das auch für das Samensammeln ableiten. Wie viele Salatkörnchenmischungspäckchen verbraucht man schon pro Jahr, wenn man die kauft? Eben – braucht man auch wild nur wenig zu sammeln. Es ist ja auch immer wieder was Neues da, was geerntet werden kann. Kopf einschalten!

Übrigens – Wildpflanzen lassen sich super in die Selbstversorgung integrieren. Spitzwegerich, Taubnessel, Löwenzahn… sie alle gedeihen auch in Gefäßen, sogar auf dem Fensterbrett. Und schon ist das Salattopping genauso frisch geerntet, wie der Salat selbst. Bei mir gibt es aktuell z.B. immer wieder frische Blättchen vom weißen Gänsefuß – und die Samen sind auch essbar. Nachdem sie aber auch für Besuch auf dem Balkon sorgen, teile ich die gerne mit den Meisen. Und hab dafür Balkonsafari direkt vom Sofa aus.

Zurück zu Heimatblume und Nicoletta: nach der Samenernte haben wir zusammen noch zwei Dips und ein Kräutersalz hergestellt und es gab einen Flammkuchen mit Wildgemüse und -samen. Der war superlecker – und superschön! Es hat Riesenspaß gemacht und mir eine bisher völlig unbeachtete Quelle für leckere Ergänzung auf dem Teller erschlossen. Damit will ich mich unbedingt mehr beschäftigen. Wenn du also in der Gegend von Aalen wohnst – klare Empfehlung, bei einer ihrer Führungen mitzugehen.

Wie schaut es bei dir aus – welche Samen hast du schon gegessen? Hast du besondere Lieblinge?

2 Comments

  1. Beate Renner Oktober 8, 2023 at 2:23 pm - Reply

    Ich esse am liebsten das indische Springkraut, auch wenn das Sammeln ziemlich zeitintensiv ist. Man schlägt drei Fliegen mit einer Klappe. Zurückdrängen einer invasiven Art, Verzicht auf irgendetwas gekauftes Exotisches und etwas leckeres zum essen.

    • admin Oktober 8, 2023 at 5:00 pm - Reply

      Ja – so seh ich das auch – quasi eine „all-in-one“-Lösung.

      Aus den Blüten kann man wohl auch ein sehr pinkes Gelee kochen. Hab ich noch nicht probiert, ist aber auf meiner „unbedingt probieren“-Liste. Das würde ja die Samenbildung verhindern und damit auch die Ausbreitung.

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