Letzte Woche hab ich von dem Citizen Science-Projekt U-Cycle berichtet, in dem zu Düngemitteln aus menschlichem Urin geforscht wird (vorerst aber künstlich hergestellter Urin verwendet wird.) Ich habe viel darüber gesprochen und häufig kamen total angeekelte Reaktionen.

Ich so: ????????????????

Dass Fäkalien von Tieren als Düngemittel genutzt werden, scheint relativ akzeptiert zu sein. Schon so viele Jahrzehnte fahren Bauern mit ihren „Brühefässern“ Gülle auf die Felder, dass allgemein geglaubt wird, dass Landwirtschaft ohne Fäkaldünger gar nicht funktionieren könnte und „schon immer“ werde in der Landwirtschaft so gedüngt.

Das wird oft behauptet – ist aber falsch! In früheren Jahrhunderten konnten sich die Menschen kaum Vieh leisten, wer eine Kuh hatte, war reich. Wenn es zu einer Ziege, der „Kuh des kleinen Mannes“ reichte, war man bereits schon besser gestellt. Geflügel war gängiger. Denn: genau wie die Nahrung für die Menschen, musste auch die Nahrung für diese Tiere erstmal angebaut werden. Dazu brauchte es Land genug und Arbeitskraft genug. Die Menschen lebten von der Hand in den Mund und Fleisch war eine seltene, energiereiche Abwechslung auf dem Speiseplan. Bevor Nahrung für Vieh erzeugt und an dieses verfüttert werden konnte, mussten erstmal die Bäuche der Menschen gefüllt werden. Und: hatte man Vieh, wurde im Herbst geschlachtet, das Fleisch dann geräuchert, gepökelt und natürlich auch direkt gegessen. Keinesfalls konnte man sich leisten, Vieh über den Winter zu füttern, um dann im Frühjahr mit dem Mist die Felder zu düngen. Und ganz bestimmt reichte das wenige Vieh nicht für große Düngeaktionen. Aber: in Zeiten wo Schlachtvieh in Tierfabriken dahinvegetiert und man überhaupt nicht mehr weiß, wohin mit der Gülle – da ist natürlich die Legende von der Landwirtschaft, die ohne Gülle nicht funktioniert, ganz praktisch.

Tatsächlich gab es aber in früheren Jahrhunderten Menschen, die menschliche Fäkalgruben ausgruben und deren Inhalt – als Dünger verkauften. Das war ihr Beruf.

Übrigens gibt es noch mehr „tierischen Dünger“. Und damit meine ich nicht nur Guano – das sind die Exkremente von Seevögeln. Sondern Hornmehl und Hornspäne – das sind Schlachthausabfälle von toten Tieren! Oder Blutmehl, das zur Vergrämung von Wildtieren angewandt wird, um Verbiss-Schaden an Pflanzen zu vermeiden. Blut von Schlachthaustieren.
Und jetzt weiß ich wirklich nicht, warum Düngemittel aus Schlachthausabfällen und aus Exkrementen von Tieren oder der Klärschlamm aus Kläranlagen so viel mehr Akzeptanz finden, als Düngemittel, die aus menschlichem Urin rückgewonnen werden.

Weißt du es? Sag du mir, weshalb das eine eklig ist, das andere aber nicht.

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