Ich bin ja ein großer Fan von Citizen Science-Projekten – Bürger-Wissenschaft. Sprich: Projekte, mit denen zu einem Thema geforscht wird und die notwendigen Daten mit Hilfe von interessierten Bürgern erhoben werden. Klar ist das Risiko gegeben, dass die Dateneingabe nicht so korrekt ist, wie im Elfenbeinturm. Dafür ist dann aber auch eine Einflussnahme von irgendwelchen Lobbies auf die Daten bzw. schon allein auf die Fragestellung viel geringer. Denn an die Bürger fließen keine Gelder – der Lohn ist einfach, sich an einer spannenden Sache beteiligen und ggf. mit anderen Projektteilnehmern austauschen zu können. Angesichts der knappen Mittel für unabhängige Projekte an Forschungsinstituten ist mir das sehr viel sympathischer als Forschung, die von Firmen, die sich mit „Life Science“ bemänteln, bezahlt wird.

Zum ersten Mal habe ich an so einem Projekt teilgenommen, als Taifun (der Tofu-Hersteller) mit der Uni Hohenheim ein Citizen Science-Projekt zum Anbau von Sojabohnen in Deutschland durchgeführt hat. Das lief über mehrere Jahre (ich glaube 3) und Ziel war, Sojasorten herauszufiltern und später auch die idealen Begleitpflanzen, um den Anbau für Sojaprodukte in Deutschland lokal zu ermöglichen.

Übrigens: Falls du zu denen gehörst, die denken, der Sojaanbau für Tofu und andere vegane Produkte sei für den Raubbau am Regenwald Amazoniens verantwortlich und für die Ausbreitung von Gen-Soja, dann wisse – DAS STIMMT NICHT. Mal davon ab, dass – zumindest bis jetzt – Gen-Soja nicht für Lebensmittel verwendet werden darf in Deutschland, kam das Soja für Tofu im Bioladen schon immer aus der EU und zwar anfangs überwiegend aus Österreich und Frankreich und zu einem klitzekleinen Anteil aus Kanada. Inzwischen bauen aber immer mehr Landwirte in Deutschland Soja an. Eine Hülsenfrucht, also Leguminose, die nicht nur Ertrag bringt, sondern auch als Stickstofffixierer nährstoffarme Böden wieder fit macht.

Ähm ja, ich schweife ab. Jedenfalls habe ich letztes Jahr von INCREASE gelesen, ein Projekt, das europaweit den Anbau und den Austausch von Saatgut für Bohnen erforscht. Als Veganer*in ist man ja immer auf der Jagd nach leckeren Proteinquellen. (Oops, jetzt ist es raus. Das wusstest du noch gar nicht, gell? Wir sind ein veganer Haushalt.) Und als Gärtner*in ist man natürlich immer auf der Suche nach Pflanzen, die tatsächlich den „Boden gut machen“. Und als Permie hat man selbstverständlich ein Interesse daran, die genetische Vielfalt von Nutzpflanzen zu erhalten und Wissen und Zugang zu Saatgut für alle zu ermöglichen. Also – ganz viele Gründe, Fan von Hülsenfrüchten allgemein und Bohnen ganz besonders zu sein.

Wenn man wiederholt mitmacht, wird man automatisch auch Mitglied einer Tauschbörse, denn nicht jede Teilnehmer*in bekommt dieselben Bohnensorten – jede aber 6 verschiedene. Meine Böhnchen kamen aus Italien, der Türkei, Albanien und Honduras. Das Projekt ist jetzt in der vierten Runde, die Anmeldefrist ist um – aber merk es dir schon mal für 2025 vor! Weil ich noch von allen ein paar Körnchen übrig habe und durch die Teilnahme an U-Cycle auch nicht mehr wirklich Platz für zusätzliche Experimente im Garten habe, werde ich dieses Jahr den Bohnenanbau in Töpfen auf dem Balkon testen. Meine Nachbarin macht das schon seit zwei Jahren erfolgreich, dass sie einen blühenden und fruchtenden Sichtschutz aus Bohnen hat – das will ich auch!

Bohnen… sind übrigens sowas von vielfältig! Als Kind kannte ich nur die weißen Trockenbohnen, die es bei uns manchmal in einem uralten schwäbischen Gericht gab. Und grüne Bohnen, die man frisch aß. Später dann hab ich Kidney-Bohnen kennengelernt und die großen dicken Bohnen beim Griechen. Seit wir vegan essen, hab ich erst entdeckt, dass es noch viel mehr Bohnensorten gibt. Ganz kleine, richtig große, weiße, rote, braune, lilane, schwarze… zweifarbige, bunte, gefleckte. Und sie alle blühen wunderhübsch – und das je nach Sorte auch in verschiedenen Farben. Und nicht nur das – auch die Hülsen müssen nicht grün sein. Es gibt auch gelbe und violette und gescheckte. Die Blüten sind bei Insekten sehr beliebt.  Und natürlich sind Stangenbohne auch super als Fassadenbegrünung, Zaunberankung, als Sichtschutz, zur Kühlung durch viel Blattmasse…

Es ist mir inzwischen ein absolutes Rätsel, weshalb in Deutschland so wenig Bohnen angebaut werden. Sie sind stickstofffixierend, gut für die Insektenwelt, liefern extrem nahrhafte Ermte und diese kann auf verschiedenste Weise zubereitet und konserviert werden. Es ist aber noch immer alles andere als einfach, vielfältiges Saatgut zu bekommen. Im Vergleich zu den hunderten von Sorten im Projekt gibt es selbst bei guten Bio-Saatgut-Händlern gefühlt immer dieselben.

Bei „meinen“ sechs Sorten aus dem Projekt handelte es sich um 4 Buschbohnen- und 2 Stangenbohnensorten. Super gewachsen mit mega Ertrag ist die albanische Stangenbohne. Zum Frischverzehr fanden wir sie nicht lecker – die Hülsen sind sehr faserig. Aber zum Ausreifen und Trocknenlassen sind die genial! Es lohnt sich also, verschiedene Sorten zu testen, für verschiedene Verwendungszwecke und sich dann die Lieblinge auszusuchen. Und im nächsten Jahr hab ich wieder mehr Platz und tauschen dann auch mal mit anderen Teilnehmern.

Was ist deine Lieblings-Hülsenfrucht und wo baust du sie an?

 

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