Ups, was war denn hier passiert. Bloß eine Überschrift sichtbar? Jetzt aber!

Eisheilige – ein Pladaoyer fürs Selberdenken!

Alle Jahre wieder dieselben Diskussionen in Social Media… Gibt es die Eisheiligen überhaupt? Hat sich das Datum nicht verändert, weil irgendwann mal ein anderer Kalender eingeführt wurde? Hat der Klimawandel das Thema obsolet gemacht, weil es „eh keine Winter mehr gibt“? Und überhaupt – bei welcher Temperatur darf denn so eine Jungpflanze raus? Bei zweistelligen Temperaturen raus, bei einstelligen nicht? Also – bei 9° stirbt die Pflanze, bei 10° überlebt sie? Und wenn am 15. die letzte Eisheilige dran ist, am 16. also blind alles raus – zwischen Leer und Passau, zwischen Saarbrücken und Görlitz, egal welche Höhenlage und welches Gemüse? Oder doch lieber alles schon im April raussetzen, weil dann ja schon die Bau- und Gartenmärkte mit Jungpflanzen überquellen und die doch dann einen „Entwicklungsvorsprung“ haben?

Im Kalender sind die Eisheiligen vom 10.-15. Mail vermerkt – Andreatus, Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifazius und Sophie. Das waren Heilige und/oder Bischöfe aus dem 4. und 5. Jahrhundert. Damals hat man – was auch sonst – die Natur gut beobachtet, Regelmäßigkeiten sich gemerkt und sich danach gerichtet. Damals war es aber auch die Regel, dass man an dem Ort, an dem man geboren wurde, kaum einmal verlassen hat und wenn, dann nur ein paar Dörfer weiter kannte. Sprich – was man auf eigener Scholle beobachtet hatte, galt auch noch im Nachbarort – weitere Entfernungen spielten für die einfachen Leute keine Rolle.

Dann gab es zwischen 16. und 18. Jahrhundert eine Kalenderreform – und damit stimmten eigentlich die genauen Daten nicht mehr.

Wenn man selbst eine Weile gärtnert, weiß man aber, dass so ungefähr Mitte Mai oft nochmals die Nächte kälter werden, als sie zuvor schon waren. (Übrigens genau wie im Juni nochmal so ein Kälteeinbruch häufig ist, da spricht man von „Schafskälte“.) Es könnte also was dran sein, dass man vor Mitte Mai vorsichtig sein muss mit dem Auspflanzen von Jungpflanzen – auch wenn man schon ahnt, dass das genaue Datum dann nicht von Heiligen abhängt und auch nicht unbedingt vom Klima – sondern vom Wetter.

Das ist nämlich das, was man aktuell vor der Tür beobachten kann. Und wie wir vorletztes Jahr gesehen haben, kann es trotz Klimawandel, also einer langfristigen, stabilen Änderung, noch kurzfristige, instabile Wettererscheinungen geben – wie eine geschlossene Schneedecke am ersten Aprilwochenende 2022.

Und wie wir inzwischen auch wissen – das Wetter in Flensburg ist am 16. Mai möglicherweise ein anderes als in Hannover, Stuttgart oder in München. Sprich: es lohnt sich, die Mitte des Monats im Blick zu behalten – nicht im Kalender nach Eisheiligen schauen, sondern im Wetterbericht nach der Vorhersage für die nächsten Tage (und vor allem Nächte) – und das möglichst lokal!

Jungpflanzen vertragen das Auspflanzen übrigens besser, wenn man sie vorher schon ein paar Tage an die Frischluft gewöhnt hat. Möglichst im Schatten täglich nach draußen stellen und nachts wieder rein. Ja – das ist aufwändig, kann man aber für ein paar Tage im Jahr einplanen und sich praktische Utensilien bereitstellen, damit das nicht ewig dauert jeden Tag. Ich fange mit dem Abhärten erst 5-7 Tage vor dem Umzug an. Dafür habe ich ein kleines Regal, in das die Tabletts mit jetzt noch jeweils 15 Anzuchttöpfen kommen. Das Regal lässt sich mitsamt einigen dieser Tabletts tragen und morgens auf den Balkon, abends ins Wohnzimmer stellen. Für die paar Tage, laufe ich da gerne einen kleinen Slalom. Draußen stehen die Jungpflanzen schattig. Windschutz kann man sich überlegen – allerdings trägt Wind erheblich zur Abhärtung bei. Ich habe mal einen Bericht von einem Marktgärtner gelesen, der seine Pflanzen im Gewächshaus mit Ventilatoren abhärtet. Auch da gilt – nicht einfach etwas umsetzen, weil es irgendwo steht, sondern überlegen, wie windanfällig eine Pflanze ist und wie windig der Platz, an dem die Kleinen sich ans Draußensein gewöhnen. Und dann reicht oft schon eine Kiste als Windbrecher davorzustellen oder eine ähnliche schnelle Low Budget-Lösung.

Ich kann grade zugucken, wie die Babies nochmal einen Wachstumsschub bekommen. Bei mir müssen sie vermutlich dieses Jahr sogar eine Woche länger warten. Zwar soll es die nächsten Tage warm genug sein, dann aber auch sehr nass werden, also „messy gardening“ und wegen einer Hand-OP bin ich gerade angewiesen, nicht vor dem Fadenzug am 21. Mai in der Erde zu buddeln. Übrigens vertragen Jungpflanzen es im Zweifelsfall auch besser, lieber noch ein paar Tage drinnen zu bleiben, als zu früh rauszumüssen, bloß weil die Kalte Sophie um ist. Und das Thema „Hilfe, ich hab vor lauter Jungpflanzen keine Platz mehr in der Wohnung“ lässt sich umgehen, wenn man nicht meint, z.B. schon im Januar Tomaten säen zu müssen. 8 Wochen vorher reicht bei denen dicke – das ist Mitte März! Da bekommt den Pflanzen die Ungeduld der Gärtnerin nicht gut.

Wie schauts bei dir aus? Wonach richtest du dich bezüglich Auspflanztermin?

 

 

 

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