Yippee – geschafft. Seit vergangenem Wochenende bin ich Kräuterpädagogin mit der Zusatzqualifikation Volksheilkunde!

Die VHK-Ausbildung habe ich bei der Gundermannschule gemacht, bei Karin Greiner, die bestimmt einige von euch aus dem Radio, dem Fernsehen oder von ihren Büchern her kennen. Ich hatte mich für die Online-Ausbildung entschieden, weil ich für eine Vor-Ort-Ausbildung noch Fahrt- und Übernachtungskosten gehabt hätte. Anfangs konnte ich mir ja nicht so richtig vorstellen, wie das Online gehen soll. Aber es gab vor jedem Termin eine Einladung samt Liste, was man alles bereitstellen soll und so wurde am Schreibtisch nicht nur auf den PC gestarrt, sondern auch Tinkturen angesetzt, Kräutersalze gemörsert… Außerdem gab es jedesmal auch eine Gruppenarbeit in Break-out Rooms – das ganze lief über Zoom und funktionierte super. (Stabiles Netz bzw. LAN-Kabel braucht man aber schon.)

Und was hat das jetzt mit Permakultur allgemein und auf kleinstem Raum im Besonderen zu tun?

Earth Care – People Care – Fair Share. Sich selbst bei kleinen Wehwehchen helfen bzw. auch schon vorbeugen zu können ist Self Care und ergo auch People Care. Und nicht bei jedem Wehwehchen gleich die chemische Keule rauszuholen, die aufwändig entwickelt, in qualvollen Experimenten an Tieren getestet und dann für teuer Geld verkauft wird – das ist Earth Care und Fair Share. (Yes! Fair Share, Tiere sind meine Mitgeschöpfe.)

Und du weisst ja: eine Erkältung dauert unbehandelt 2 Wochen und mit Behandlung 14 Tage. Weil das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, wenn die Erkältung da ist und die ganzen tollen und teuren Mittelchen jetzt auch nix mehr daran ändern. Und die Linderung die sie bringen – die bringen eben auch Methoden der Volksheilkunden.

Mir fallen da die Hausmittelchen meiner Kindheit ein. Bei hohem Fieber – gab es nicht irgendein „Anti-Grippe-Pülverchen“, sondern Wadenwickel. Bei verstopfter Nase – kein Schnupfenspray, sondern Dampfinhalation. Bei Husten warme Auflagen mit Mentholsalbe. Und viiiiel Tee, nämlich Fenchel und Anis, mit Honig. Tat das gut? Ja. Hätte etwas anderes mehr geholfen? Nein. Denn: Eine Erkältung dauert ohne Medizin 2 Wochen und mit Medizin 14 Tage.

Ohne drüber nachzudenken, habe ich schon ganz viel Volksheilkundliches gemacht. Bei Bauchweh: Wärmflasche und heißer Tee, z.B.  Pfefferminze. Bei Rückenschmerzen: Wärmflasche, wärmende Salbe (ich schwör ja auf das rote Tiger Balm) und vorsichtige Bewegung. Bei Spannungskopfschmerzen: Ruhe, Entspannung, Trinken, Minzöl auf die Schläfen. Mal wieder eine Weile schlecht und zu viel gegessen – ein paar Tage fasten. Sonnenbrand: Quarkauflage. Bienenstich: zerriebener Spitzwegerich oder Aloe Vera. Blutdruck im Keller: Bürstenmassage.

Diese aus der Erfahrung des „einfachen Volkes“ überlieferten Hausmittel für „einfache“ Beschwerden, das ist Volksheilkunde. Früher wussten die Menschen noch viel mehr solche Heilmittel und sammelten die entsprechenden Pflanzen und bereiteten Tinkturen, Salben, Heilweine, Pulver… zu, wenn das Material verfügbar war. Viel dieses Wissens ist schon verloren gegangen, denn natürlich ist es viel einfacher, bei einem Blähbauch irgendwelche Tabletten zu schlucken, als erstmal Fenchel, Anis und Kümmel zu mörsern, heiß aufzubrühen, 10 Minuten ziehen zu lassen und dann als Tee zu trinken. Letzteres wäre aber natürlicher, kostengünstiger, oft weniger belastend für den Körper – und genauso wirksam.

Die Volksheilkunde hat natürlich mit vor Ort vorhandenen Pflanzen gearbeitet, sprich: es sind regional verfügbare, heimische Wildpflanzen, die sowieso da sind und für Insekten und andere Tiere wichtig sind, die sich mit ihnen gemeinsam co-evolutionär entwickelt haben. Das heißt auch: die notwendigen Pflanzen kann man bei sich im Garten, auf dem Balkon oder dem Fensterbrett anbauen. Oder – wenn man sich gut auskennt: wild sammeln. Alternativ: als Droge – und damit ist getrocknetes Pflanzenmaterial bezeichnet – kaufen und sich zumindest selbst seine Medizin zubereiten.

Häufig sind das Pflanzen, die wir sowieso schon anderweitig nutzen – Pfefferminztee haben die meisten daheim. Er hilft auch bei Bauchweh, Kopfweh, Erkältung. Rosmarin – super Gewürzkraut – und anregend für den Kreislauf. Als Tee, als Bad, als Salbe. Thymian – ebenfalls in jeder Küche vorhanden: prima bei Erkältung und Husten – als Tee, Badezusatz, Salbe. Wilde Malve – wunderschön dekorativ, Blätter essbar als Salat und Gemüse – und als Kaltauszug wegen der enthaltenen Schleimstoffe genial bei Halsweh und Reizhusten. Oder als Umschlag bei Sonnenbrand. Und nein – man braucht keinen Apothekergarten. Und wenn man Pfefferminze nicht ausstehen kann – auch Kamille hilft bei Bauchweh und Erkältung. Fenchel und Anis ebenso. Man sucht sich aus, was einem schmeckt, was man dekorativ findet – und hat die kleine Hausapotheke direkt daheim.

Übrigens: Löwenzahn mit seinen stoffwechselanregenden Bitterstoffen, Brennnessel mit der durchspülenden Wirkung, Beinwell mit seiner kühlenden und die Heilung unterstützenden Wirkung  und viele andere Pflanzen passen auch deshalb zur Permakultur, weil sie super als nährstoffreicher Mulch gehen.

Merke aber: Mit schweren Krankheiten geht man zur Ärztin und laboriert nicht selbst daran rum. Volksheilkunde kann die Schulmedizin bei kleinen (!) Wehwehchen ersetzen und bei großen Wehwehchen ergänzen und unterstützen. Letzteres aber nach Rücksprache mit dem Arzt und nicht als Selbstbehandlung ohne Fachmeinung. Es gibt inzwischen so viele selbsternannte Heiler und Heilsversprecherinnen – lass dich darauf nicht ein. Es ist wichtig, sich selbst helfen zu können – aber wir dürfen auch dankbar dafür sein, dass wir uns nicht immer selbst helfen müssen und es inzwischen für uns alle Zugang zu medizinischer Versorgung gibt.

Verrätst du mir dein liebstes Hausmittel?

 

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