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.. ist die falsche Frage!

Immer wieder kommen solche Fragen wie „Was mache ich gegen Schnecken?“ „…gegen Läuse?“ „…gegen Giersch/Quecke/Ackerwinde….?“ „Gegen zu schweren Boden?“ „…zu leichten/nassen/trockenen/sauren/basische Boden?“

Also in der Quintessenz: Wie bekämpfe ich? Wie grenze ich ein? Wie schaffe ich ab? Wie unterdrücke ich?

Anders formuliert: Wie schaffe ich es, die Natur dazu zu zwingen, das zu tun, was ich möchte?

Wenn man es so formuliert, ist die Sache klar: gar nicht!

So lange deine Frage ist „Was mache ich gegen…?“ statt „Wie gehe ich um mit…?“ oder „Wie nutze ich, dass…?“ hast du Permakultur noch nicht ganz verstanden.

In diesem nassen Frühjahr ist das Thema Schnecken ganz oben auf der „Was mache ich gegen…?“-Liste.

Neulich las ich z.B. von einer Frau, die „trotz Permakultur Schneckenkorn ausbringen muss“. Weil nämlich die Schnecken im total vernässten Boden sonst alles Gemüse wegfressen. Die Frage ist doch aber eher: Wieso versuche ich in einem total vernässten Boden überhaupt Gemüse anzubauen? Damit ist ja das Gegen-die-Natur-Arbeiten schon vorprogrammiert. Vielleicht kann ich da gut Sumpfpflanzen anbauen (sogar da gäbe es ess- und beerntbare), oder Weiden für die Korbflechterei. Aber ich lege da keinen Gemüsegarten an.

Jaaaahahaa, sagst du, wenn ich aber nur dieses Land oder keines habe? Dann muss ich doch die Schnecken bekämpfen, damit ich Gemüse ernten kann?

Nee – auch da wäre erstmal nicht die Frage, wie ich was bekämpfe, sondern wie ich das, was da ist, nutzen kann.

Also schon mal klar – ich muss nicht so elend viel gießen. Und es wird wenig gammeliges Pflanzenmaterial da sein, weil genug Schnecken da sind, die das zermümmeln. Das ist nämlich ihre Aufgabe – das Aufräumen von kranken und schwachen Pflanzen. Ich könnte also z.B. Hochbeete oder Hügelbeete einrichten. Das bekommt dem Gemüse sowieso besser, denn außer Sumpfpflanzen wollen keine nasse Wurzeln haben – die faulen sonst weg. Und wenn ich die Beete gut schichte und auch nicht unbedingt mit vorhandener Gartenerde, sondern ggf. auch mal mit zugekaufter Erde arbeite – dann habe ich da auch nicht gleich Schneckeneier drin. Jetzt kann ich noch meine Hochbeete umranden mit Pflanzen, die Schnecken echt doof finden. Dazu gehört z.B. Kapuzinerkresse (essbar, Heilpflanze, dekorativ), Schnittlauch u.a. Und ich kann Lockpflanzen einplanen – abseits der Gemüsebeete. Tagetes sind z.B. solche Pflanzen, auf die Schnecken total abfahren. Wenn sie die Wahl haben und genug Futter finden, dann ziehen sie die Tagetes-Plätze in jedem Fall denen vor, bei denen sie erstmal durch für sie ätzende Pflanzen durchmüssen.

Überhaupt – wenn sie genug zu fressen haben ist eine Schlüsselidee! Denn an gesunde Pflanzen gehen sie tatsächlich wann? In der Not, wenn sie nix anderes finden. Also – Garten nicht zu sehr aufräumen, gammelige Pflanzenteile immer schön abpflücken – aber nicht vor den Schnecken verstecken, sondern abseits von dem, was du ernten willst, quasi aufs Präsentierteller legen.

Dann gibt es ja auch noch erbitterten Streit darum, wie man Schnecken human tötet. Finde den Fehler! Human und töten in einem Atemzug – das funktioniert nicht. Human wäre, es gar nicht zu so vielen Schnecken kommen zu lassen.

Und nein, jetzt kommen nicht die Laufenten! Wenn jeder, der zu Laufenten rät, auch welche hätte, dann gäbe es viel mehr Entenhaltung im Land. Tatsächlich sind das aber Tiere, die einige Ansprüche stellen (Platz, Wasser, Schutz, Futter – sie essen ja nicht nur Schnecken) – und die man auch nicht einfach so auf den Garten loslassen kann. Sonst besorgen sie nämlich das, was den Schnecken verwehrt werden soll – sie vernichten den Salat, weil sie den ebenfalls lecker finden. Überhaupt finde ich es ziemlich übel, sich Tiere nur anzuschaffen, um andere zu killen.

Übrigens ist es eine Mähr, dass Laufenten den Garten schneckenfrei bekommen. Manche Schnecken haben einen so zähen Schleim, dass junge Laufenten daran ersticken können!

Also – nicht die Schnecken, sondern bereits die Gelege dezimieren. Das funktioniert gut mit Frassfeinden – und das sind – tätääää! Schnecken! Richtig gelesen. Weinbergschnecken und Tigerschnegel (eine Nacktschnecke) ernähren sich u.a. von den Gelegen der gefürchteten Spanischen Wegschnecke und anderen Nacktschnecken. Wie alle Schnecken sterben sie aber auch an Schneckenkorn – auch an dem „guten“, das nuuuur Schnecken und nicht die Haustiere des Gärtners gleich mittötet. Schneckenkorn ausbringen ist also vor allem eins: blöd.

Wie bei allen Schnecken gilt auch für diese Nützlinge – sie futtern auch totes Pflanzenmaterial – auch ihnen immer schön was anbieten, was nicht gerade direkt am Kulturgemüse steht.

Dann… nur gesunde Jungpflanzen setzen. Sonst sind die schneller weg, weil die Schnecken ja aufräumen. Gesunde Pflanzen wachsen in gesundem Boden. Also – den Boden pflegen. Düngen ist KEINE Bodenpflege! Düngen ist der verzweifelte Versuch, eh schon mickernde Pflanzen, künstlich zu füttern. So als ob wir uns die ganze Zeit von Junk Food ernähren und dann Nahrungsergänzungsmittel einwerfen. Gesunder Boden, gesunde Pflanzen = unlecker für Schnecken.

Wer frisst noch Schneckengelege? Z.B. diverse Käfer und vor allem Vögel! Also Unterschlupf für Insekten und Vögel bieten. Unterschlupf heißt: erwachsene Tiere können sich dort sicher aufhalten, ihre Kinderstube einrichten und Junge großziehen – und das, weil sie in der Umgebung genügend Nahrungsangebot finden. Also auch kein „Was mache ich gegen Läuse?“ Die müssen nämlich nicht weg, sondern sollen da sein, damit Vögel und Insekten sie fressen und/oder an ihre Jungen verfüttern können.

Alles hängt mit allem zusammen. Alles hat eine Wirkung. „Alles gärtnert“ – „everything gardens“ hat Bill Mollison geschrieben. Also kann ich auch nicht etwas gegen einen einzelnen Aspekt (Pflanze, Tier, Bodenbeschaffenheit,…) tun, ohne das ganze System zu verändern. Und dann justiere ich wieder nach? Und es ändert sich wieder? Und dann justiere ich wieder nach? Und wieder? Und wieder? Das ist das lineare Denken der konventionellen, aber auch der „nur“ ökologischen Landwirtschaft. Permakultur denkt nicht linear, sondern vernetzt.

Also – frag dich nicht „Was mache ich gegen…?“ Sondern: „Was sagt mir die Tatsache, dass…?“ „Wofür kann ich die gegebenen Umstände am besten einsetzen?“ „Wie schaffe ich Vielfalt?“ Dann klappt das auch ohne Stress und Kampf.

Was ist dein Thema, bei dem du dich bisher verkämpfst, statt „Das Problem ist die Lösung“ anzuwenden?

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