Nee, ich rede nicht von den Schoki-Weihnachtsmännern, die langsam schon in den Supermärkten auftauchen. Sondern: alle Jahre wieder im Spätsommer, bringe ich die Erdbeerbeete im Garten und auf dem Balkon „in Ordnung“. Das heißt, ich schneide vertrocknete Fruchttriebe ab und Blätter, die langsam absterben. Idealerweise schickt man Erdbeeren zurückgeschnitten, gut gemulcht und nochmals gedüngt in den Winter.
Und bei dieser Wintervorbereitung stelle ich fest: Erdbeeren sind ein ausbreitungsfreudiges Völkchen. Erdbeerpflanzen machen „Kindl“, das sind sozusagen Erdbeer-Babies an der Leine. Die Mutterpflanze schiebt einen langen Trieb in die Gegend, an dem sich Blattknoten (Nodien) befinden (das ist die Stelle, wo die Blätter am Stängel/Stiel einer Pflanze wachsen). Und wo so ein Blattknoten auf der Erde gut aufliegt, befindet Mama Erdbeere, wäre ein guter Platz zum Kinderkriegen. Weshalb an der Stelle nicht nur die Blättchen beginnen zu wachsen, sondern gleichzeitig auch vom Blattknoten nach unten kleine Wurzeln. Und Schwupp – ist ein neues Erdbeerpflänzchen entstanden.
Im Beet kann man tricksen, und die neuen Triebe da am Boden festmachen, wo später die neue Pflanze wachsen soll. Im Balkonkasten mache ich das mit zum U gebogenen Büroklammern, meiner Miniversion von Erdankern. Aber natürlich kann man auch einfach die „Leine“ mit einem Stein beschweren oder zwei Holzspießchen über Kreuz darüber stecken. Was mir im Garten ständig passiert: es sind schon ganz viele Kindl fest eingewurzelt. Dann prüfe ich, wie sehr sie sich schon festhalten. Und wenn sie gute Bodenhaftung haben, kann ich die „Nabelschnur“ zur Mutterpflanze kappen, die Minipflanze ausgraben und dahin setzen, wo sie dann für ein paar Jahre bleiben soll.
Sinn macht das übrigens nicht mit allen neuen Pflanzen. Die Triebe können sehr lang werden und einige potentielle neue Pflänzchen in den Raum stellen. Aber so richtig kräftig ist meist nur das erste, von der Mutterpflanze aus gesehen, vielleicht noch das zweite, dann ist aber Schluss. In jedem Fall: die beste Pflanzzeit für Erdbeeren, wenn man im nächsten Sommer reiche Ernte haben möchte, ist der Spätsommer. Also genau jetzt!
Bloß… wohin mit all den Jungpflanzen. Zwar gelten Erdbeerpflanzen nach wenigen Jahren als „verbraucht“, weil der Ertrag abnimmt. Aber sie machen trotzdem viel mehr Jungpflanzen, als man braucht.
Tja – wozu wohnt man in einer Stadt? In so einer, wo man vom Balkon aus Aussicht auf andere Balkone hat, auf denen immer noch vor allem Bierkisten, Gelbe Säcke und Wäscheständer wachsen. Also habe ich mal wieder die überzähligen Erdbeer-Babies zu kleinen Päckchen gebündelt und vor die Tür gestellt. Letztes Jahr waren 100 Erdbeerjungpflanzen binnen weniger Stunden weg. Dieses Jahr hatte ich nur gut 20 übrig. Keine Dreiviertelstunde – schon waren Abnehmer gefunden. Ich stell mir jedenfalls vor, dass sie zu jemandem mit nach Hause dürfen, der sie auf dem Balkon oder auf dem Fensterbrett einpflanzt, sich im Frühjahr an den Blüten freut (und die Bienen auch) – und später an den Früchten. Vielleicht soger jemand, der mit Kindern gärtnert und ihnen nahebringt, wie einfach es ist, einen Teil seines Essens selbst anzubauen.
Was machst du mit überschüssigen Pflanzen? Es gibt ja viele, die man gar nicht so schnell aufessen kann, wie sie wachsen…