Es war einmal, vor über 10 Jahren… eine Gartenmesse, auf der ein Bio-Gärtner Chilipflanzen verkauft hat. Leider weiß ich nicht mehr, wie die Gärtnerei hieß.
Jedenfalls – wir lieben Chili! Leider gab (und gibt) es frische Chili in Bio-Qualität nirgendwo regelmäßig und in verschiedenen Sorten zu kaufen. Und was die Schadstoffbelastung konventionell angebauter angeht, haben wir ungute Ahnungen. Also habe ich eine Chilipflanze gekauft, die als „Thai-Chili“ bezeichnet war. Sie wuchs schön, fruchtete massig und die Früchte hatten eine gute Schärfe und schmeckten gleichzeitig sehr fruchtig.
Hatte ich damals Ahnung von samenfesten Sorten, Saatgutvermehrung, Gärtnern überhaupt? Nicht wirklich. Aber experimentiert habe ich schon immer gerne. Und da ja die Chilis unübersehbar neue Chilisamen enthielten, habe ich welche getrocknet und aufbewahrt. Und im nächsten Januar ausgesät. Tataaa! Es wuchs die gleiche Chilisorte wieder. Und wieder. Und wieder! Das heißt, mit einer Investition von damals unter 5€ baue ich nun jedes Jahr Chilies an. Und könnte Samen für eine ganze Plantage abnehmen.
Da liegt es natürlich nahe, bei jeder Chili, die mir so über den Weg läuft, Samen abzunehmen und zu sehen, ob sich die vermehren lässt. Mit manchen habe ich Glück und es kommt immer wieder das gleiche Ergebnis raus. Manche liefern wunderliche Ergebnisse. So hat sich aus einer dunkelroten, spitzen, wenig scharfen und großen Chili (ich nenne sie „ungarisch“, weil sie optisch den Bildern aus Ungarn gleicht) dieses Jahr eine Minipaprika herausgemendelt, die aber sehr scharf war. Das war eindeutig keine samenfeste Sorte.
Toll finde ich die kugelrunden Chilies, die ich mal bei einem Kurs in der Ländlichen Volkshochschule Lauda mitnehmen durfte. In Katalogen habe ich so eine Form als „Red Bonnet“ gesehen. Und weil ich die Sorte von James, der den zum Kursort gehörenden Garten betreut hat, bekam, heißt meine Sorte nun „James Knopf“. Ist das nicht das, was man früher getan hat? Anbauen, ernten, verkosten und dann die leckersten und gleichzeitig am eigenen Standort gut gedeihenden Sortenvermehren? So mache ich das nun seit einem guten Jahrzehnt mit Chilies! Klappt gut – meistens…
Dieses Jahr habe ich kleine, glockenförmige Chilies aus Uganda ausgesät. Die waren scharf, aber auch fruchtig. Sie keimten schnell, die Pflanzen blieben sehr niedrig, aber mit kräftigen Stängeln und großen Blättern – und: ohne jede Frucht. Schade – ich hatte schon „Glocke von Kisoro“ als Name ausgedacht. Noch stehen sie im Winterquartier** und schauen weiter gut aus. Vielleicht kommt im nächsten Sommer was? Ich teste weiter und natürlich werde ich diese endlos langen grünen Chilies, die wir im Sommer in Rumänien mehrfach gegessen haben, versuchen nachzubauen. (Und mir einen schicken Namen dafür ausdenken.)
Wieso ich das gerade jetzt erzähle? Chilies keimen ziemlich zuverlässig – aber sie wachsen langsam. Deshalb säen viele sie schon im Januar. Ich starte erst im Februar – es ist also genau jetzt die richtige Zeit, noch einzusteigen! Länger darfst du aber nicht warten, sonst sind die Pflanzen noch zu winzig, wenn sie im Mai rausdürfen.
Die Anzucht geht so:
- Anzuchttöpfchen mit torffreier Aussaaterde befüllen. Erde gut festdrücken (wichtig für den Bodenschluss des Samens).
- Samenkörner in die Töpfe geben und mit Wasser besprühen oder ganz leicht angießen.
- Mit ca. 1cm Erde zudecken, sanft festdrücken und angießen.
- Beschriften!!! (Nein, du wirst dich in ein paar Wochen nicht mehr erinnern, welche Sorte du wo gesät hast. Glaub mir…)
- Topf lose abdecken. Ich nutze Anzuchtboxen mit Klarsichtdeckel, es geht aber auch lose aufgelegte Frischhaltefolie o.ä. Das hält die Feuchtigkeit und schafft ein prima Keimklima.
- Saat warm stellen! Ich stelle sie neben die Heizung. Licht ist in diesem Stadium noch nicht wichtig.
- Feucht halten, aber nicht nass!
- Sobald die Samen keimen, kühler stellen und hell!*
- Hell ist wichtig, weil die Pflanzen sonst lang, dünn und schwach werden. („Vergeilen“ in Gärtnersprache.) Passiert das, kann man sie zwar pikieren und tiefer setzen (bei Chilies geht das gut), aber: spätestens dann braucht es Licht, also gleich bei der Aussaat entsprechend organisieren!
- Ab Mitte April dürfen die Pflanzen an warmen Tagen Ausflüge auf den Balkon machen – stundenweise und nie in direkter Sonne. Das nennt sich abhärten (vor Wind und direkter Sonne). Und nach den Eisheiligen – und mit Blick auf die Wettervorhersage dann im Mai ganz nach draußen.
*Die Kombi helles Fenster und Heizung drunter hat bei mir alljährlich zu Trauermückeninvasionen geführt. Deshalb beleuchte ich die Jungpflanzen inzwischen künstlich, damit bin ich ortsunabhängig. Bewährt hat sich ein einfaches Steckregal, an das ich gerettete Unterbauleuchten aus der alten Einbauküche hänge – mit Bindfaden und schleife, so dass ich die Lampen jederzeit höherziehen kann, wenn die Pflanzen wachsen. Ich habe aber auch immer Töpfe unter meiner Schreibtischlampe und inzwischen tolle ausziehbare Pflanzenlampen, die ich direkt in die Töpfe stecken kann. Wer einen Kachelofen hat und keine Heizkörper unterm Fensterbrett, ist da klar im Vorteil.
Wenn alles klappt, sieht es im Sommer dann aus wie auf dem Bild.
**Stichwort Winterquartier: Chilies sind mehrjährige Pflanzen, die bei uns aber einjährig kultiviert werden, weil sie nicht winterhart sind. Immer wieder habe ich von Überwinterung gelesen und es kühl und hell versucht. Hat nie geklappt, weil spätestens im April die Läuse so zugeschlagen haben, dass die Pflanzen eingingen. Im Herbst hat mir mein Physiotherapeut erzählt, dass er Chilipflanzen hat, die 8, 10, 12 Jahre alt sind und dass er die im warmen Wohnzimmer überwintert. Klar, dass wir Saatgut getauscht haben! Und jetzt stehen hier auch Chilipflanzen in der Wohnung. Bisher scheint die warme Überwinterung besser zu klappen, ich hab sogar schon Blüten mit einem Wasserfarbpinsel befruchtet und es gab neue Früchte! Aber es ist noch lang bis zu den Eisheiligen… Ich werde berichten.