Mannohmann… der Obstklau geht um.
Am 17. Juli waren wir noch im Garten – die wilden Zwetschgen, die ich immer zu lecker Txemali verarbeite oder in den Russischen Zupfkuchen reinpacke, waren noch nicht ganz reif. Aus den Kernen setze ich falschen Amaretto an. Normalerweise ernten wir sie Mitte Juli, aber dieses Jahr hatten sie – genau wie der Sommer – Verspätung. Gestern war mein erster Weg nach dem Urlaub zu den Bäumen, um zu sehen, was noch zu retten ist und ob nicht alles schon überreif ist. Das geht bei denen immer sehr schnell.
Tja – und da fand ich: leere Bäume. Unser Garten ist eingezäunt, aber irgendwie kommt man ja immer rein, wenn man es drauf anlegt. Und offensichtlich hat es jemand drauf angelegt und sämtliche Wilde-Zwetschge-Bäume abgeerntet. Und zwar komplett.
Das ist richtig aufwändig, man kommt schlecht dran (Wildnisecke/Pufferzone), die nach außen hängenden Früchte kullern den Hang runter, die oberen Früchte kriegt man nur durch Schütteln ab. Dazu legen wir Tücher aus, weil die sonst auf Nimmer-Wiedersehen ins Tal rollen. Wir sind da immer Stunden beschäftigt. ALLES ist weg. Ich lasse oben immer Früchte hängen für die Tiere – auch die alle runtergeschüttelt. Sogar vom Boden weggeharkt. Normalerweise liegen da immer viele überreife Früchte und gären vor sich hin. Eine einzige Frucht hab ich noch am Baum gefunden und eine einzige am Boden. Die wurden mir wohl zum Hohn dagelassen.
Ey – geht’s noch?
Ich mein, wenn jemand wirklich arm und hungrig ist und sich was nimmt von den Früchten, die überhängen – kein Problem. Aber ALLES? Nicht mal was für die tierischen Mitgärtner übriglassen? Sogar das Fallobst einsammeln?
Ich versteh sowas nicht.
Stuttgart hat so viel Grün, es gibt so viele essbare Wildpflanzen. Und es gibt die Seite mundraub. Da kann ich nachsehen, wo Bäume und Sträucher stehen, die ich beernten darf. Manche Obstwiesenbesitzer binden ein gelbes Band um ihre Bäume auf den nicht eingezäunten Obstwiesen, als Zeichen, dass frei geerntet werden darf.
Hier in der Stadt gibt es auch massig Fairteiler-Stationen von Foodsharing, wo gerettete Lebensmittel umsonst abgeholt werden können.
Und wenn ich wirklich unterm Existenzminimum lebe – dann mach ich als Maßnahme was? In einen Privatgarten einsteigen und hole mir wilde Zwetschgen? Alle???
Ich hab ja die Vermutung, dass die Diebe weder hungrig noch arm sind, sondern einfach nur strunzblöd und die Früchte mit Mirabellen verwechselt haben. Das wäre mir echt ein Trost.
Wow – ich hab mich schon auf der Heimreise auf den Garten gefreut. Das Wiedersehen hatte ich mir anders vorgestellt…