Hihi, dieser Monat hat einfach ein Sch…-Thema ;-)

Weil es mich echt beschäftigt, dass einerseits Pellets aus Pferdemist oder Guano und Mist-von-weiß-ich-welchen-Tieren inzwischen im Bau- und Gartenmarkt Einzug gehalten haben, andererseits aber Düngung mit menschlichen Fäkalien ein absolutes Igitt sind.

Darum heute weiter damit und: das Thema „Kompostclo“.

Häufig fallen auch die Begriffe Trockentoilette und Trenntoilette. Und ob ein Kompostclo das eine oder das andere ist – das muss man sich schon genauer ansehen.

Eine Trockentoilette ist einfach eine Toilette, die keine Wasserspülung hat. Also wäre ein Plumpsklo oder der „Donnerbalken“ ebenso eine Trockentoilette. Aber keine Trenntoilette.

Stinkt das? Ja – wie Sau. Auch entgegen der Behauptung meiner übernächsten Gartennachbarn, dass mit gaaaanz viel Einstreu auch die nichttrennende Trockentoilette geruchsfrei sei: Jungs, euer Clo bestinkt den halben Hang! Bis ich gecheckt habe, was ihr da gebaut hattet, dachte ich ständig, Fuchs, Dachs, Rehbock und wer weiß welche revierbildenden Tiere noch würden ständig Reviere in unserem Garten abstecken…

Eine Trenntoilette ist ebenfalls eine Trockentoilette, weil sie ohne Wasserspülung funktioniert. Aber sie ist eben auch eine TRENN-Toilette, weil die Fäkalien in flüssige und feste Bestandteile getrennt werden. Und das nicht mit irgendwelchen komplizierten Prozessen, sondern schlicht durch einen baulichen Trick, der Urin in einem Behälter und Kot im anderen Behälter auffängt.

„Gespült“ wird, indem große Geschäfte abgedeckt werden – mit Sägemehl, Rindenmulch, Stroh, Holzhäckseln, oder auch einfach mit Einstreu für Kleintiere.

Stinkt das auch? – Nein! Denn der typische Plumpsclogeruch – der entsteht erst, wenn Urin und Kot vermischt werden durch chemische Vorgänge. Also: Trennung muss sein, wenn ihr nicht „erstinken“ wollt.

Urin kann verdünnt mit Wasser (min 1:10) als Flüssigdünger direkt verwendet werden. Feststoffe sollten in einem separaten, geschlossenen Kompostbehälter lange kompostiert werden, bevor sie als Dünger verwendet werden. Von 2 Jahren ist immer wieder zu lesen.

Auch immer wieder ist zu lesen, dass die deutsche Düngemittelverordnung die Verwendung menschlicher Fäkalien als Dünger verbietet. Und der deutsche Michel liest „Gesetz, Verordnung, verboten“ – und schließt sofort daraus, dass er sich strafbar macht, wenn er einmal im Frühjahr seine Obstbäume und Sträucher mit seinem höchstselbst produzierten und Dünger versorgt.

Richtig ist: menschliche Fäkalien sind – noch – nicht als Düngemittel zugelassen. Damit sind gemeint – Betriebe, die Pflanzen zur Nahrungsmittelerzeugung anbauen – also Düngung im großen Stil. Keinem Privatgärtner ist es aber verboten, in seinem eigenen Garten den Ertrag seiner Trenntoilette als Dünger zu verwenden. Dass man nicht Urin pur auf den Salat kippt und frischen Kot an die Erdbeeren – das ist ja wohl so logisch, dass ich mich echt schon wieder frage, welchen verwinkelten Abwegen manche Gedankengänge folgen, dass sie in Verboten enden.

Und es wird zu Düngemitteln aus menschlichen Fäkalien geforscht. Und wenn die Vernunft die Oberhand gewinnt (wär ja mal fein), dann werden die auch zugelassen. Und dann kaufen wir statt Pferdeäpfeln in „neutrale“ Pellets gepresst eben menschliche Fäkalien in Pellets gepresst oder als verdünnbaren Flüssigdünger. Der wird auch kaum schlimmer riechen als der aus Melasse…

Und deshalb nennt man eine Trocken-Trenntoilette eben auch Kompost-Clo. Weil wir daraus Kompost, also Dünger, ernten können.

Und neu ist das sowas von gar nicht! Schaut euch mal in einem Bauernhof-Museum das alte Clo an. Oder auch in alten Burganlagen den Clo-Erker. Bzw. – schaut mal durch das Plumpsloch, wo das hinzielt. Auf den Misthaufen! Und was wurde mit dem Inhalt des Misthaufens gemacht? Richtig! Es wurde damit gedüngt.

Früher wurden Urin und Feststoff entweder nicht getrennt – das stank dann, wie eben ein Misthaufen stinkt. Es gab aber auch Trennversuche, z.B. in Wirtshäusern (!), wo im Abtritt der Urin an eine Lehmwand geleitet wurde. Der Lehm nahm den Urin auf, dieser verdunstete und es kristallisierte sich Salpeter an der Wand aus. Und der bot einem ganzen Berufszweig Lohn und Brot – den Salpeterern nämlich. Die Salpeter schabten die Salpeterkristalle von den Wänden dieser Bedürfnisanstalten und verkauften sie an – Trommelwirbel: Düngemittelhersteller. Aber auch an Munitionsfabriken, nämlich für die Schwarzpulverherstellung.

Heute gibt es den Beruf nicht mehr. Moderne Trenntoiletten rufen zum Sitzen auf – auch die Herren! Dann wird der Urin über einen Trichter in einen Kanister geleitet – und Kot fällt in einen Eimer. Alle Teile sind leicht entnehmbar. Daneben steht ein Eimerchen mit „Spülmaterial“ und einem Schippchen, auf dass unschöne Anblicke mit neutraler Streu zugedeckt werden können – und auch kein Geruch entsteht.

Clopapier kann übrigens mit verkompostiert werden – da bietet sich natürlich ungebleichtes Recyclingpapier an. Alles andere, was in Clos so anfällt gehört auch hier in einen separaten Eimer und dann in den Restmüll. Und für die Inneneinrichtung empfiehlt sich unbedingt eine leicht verständliche Gebrauchsanweisung für Erstbenutzer*innen.

Dass das keine Ökospinnerei ist, sieht man daran, dass in diversen Großstädten (Wien, Zürich, Mannheim) und bei Großveranstaltungen wie Musikfestivals schon Kompostclos zum Einsatz kamen und kommen. In Nationalparks habe ich schon solche Clos gesehen (Schweden, Norwegen, Frankreich). Und in diversen Ländern, in denen man noch nicht dazu übergegangen ist, Fäkalien mit Trinkwasser außer Sicht zu spülen, sondern den Wert dieser Rohstoffe noch kennt.

Übrigens – Terra Preta enthielt selbstverständlich Fäkalien von Menschen und Tieren!

Für den eigenen Garten gibt es Trenntoiletten, komplett mit Clohäuschen und einer Lüftung (die Strom braucht). Wobei so eine Lüftung angesichts der luftigen Aufstellung m.E. ziemlich überflüssig ist. Schnitzt euch das berühmte Herzchen in die Tür, das reicht. Und wer genug Kleingeld hat, kann aber  richtig schicke Modelle erwerben. Auch mit direkt eingebauten Komposter und eingegrabenen großen Behältern.

Für Gemeinschaftsgärten sicher eine Überlegung wert. Für das Kompostclo im eigenen Garten, das von Familie und Freunden genutzt wird reicht ein Vorrat an dicht schließenden Kanistern und ein kleiner Thermokomposter, in den der Eimerinhalt regelmäßig gekippt wird. Das macht ab und zu Arbeit im Umfang von 1-2 Minuten. Das finde ich persönlich aber angenehmer, als einen großen Tank auszupumpen – oder eine riesige Grube für Behälter ausheben zu müssen, oder ein Clo auf Stelzen bauen zu müssen, damit ein Container drunterpasst. Und was es nicht noch alles an Bauplänen gibt…

Übrigens gibt es auch chice Trocken-Trenn-Toiletten, die man sich in die Wohnung stellen kann. Dann sollte man sich aber vorher überlegen, wohin man die Fäkalien bringt. Wir müssten die erstmal 5 Stockwerke durch ein 12-Parteien-Haus tragen und dann 10km zum Garten schippern. Wir haben uns deshalb für ein Kompostclo nur im Garten entschieden, auch wenn ich bei jeder Clospülung dran denke, dass da wieder reinstes Trinkwasser in Schwarzwasser verwandelt wird. In einem eigenen Haus sähe da meine Einschätzung schon deutlich anders aus.

Gebaut haben wir unser Kompostclo übrigens selbst. Eine Clohütte gab es schon (mit so einer unsäglichen Chemietoilette, die wir sofort fachgerecht entsorgt haben). Die Sitzfläche und die olle Clobrille mit Deckel haben wir weiterverwertet. Den Eimer dito. Dazu kam noch eine Plastikspritzschürze und ein großer Trichter, der mit einer Schraube fixiert wurde und der in einen Kanister mündet. Fertig! Solche Sets aus Eimer, Trichter, Clobrille… gibt es auch zu kaufen. Und unzählige Bauanleitungen im Netz!

Im Frühjahr düngen wir bisher Obstbäume und Sträucher mit verdünntem Urin. Bis wir mal genug Feststoff zusammenhaben, um damit düngen zu können, vergehen Jahre. Ich bin total happy mit der Lösung.

Wie stehst du zum Thema Kompostclo? Hast du schon mal eines benutzt? Oder hast du sogar eines?

Hinterlasse einen Kommentar