Als wir 2012 unseren Garten übernommen haben, wusste ich genau: als erstes ist Beobachtung angesagt. Das A und O eines guten Permakultur-Designs ist eine gute Analyse und zu der gehört auch eine ausführliche Beobachtung. Am besten ein ganzes Jahr lang, um den Verlauf der Jahreszeiten mit all ihren Veränderungen kennenzulernen.

Die schwerste Übung für viele Neugärtner – und für mich generell – ist: die Übung in Geduld. Selbstverständlich haben wir wie wild drauflosgebuddelt – und ganz schön Lehrgeld bezahlt. Ein Glück, dass wir alles in Handarbeit machen – so ist dem Umfang der unsinnigen Aktionen schon mal eine natürliche Grenze gesetzt.

Jedenfalls – ich hatte im Kopf, dass Wildobst total toll für die mitgärtnernden Tiere sei (Stimmt!) und man uuuunbedingt Wildobst im Garten haben muss. Am besten solches, das selten geworden ist. (Aus heutiger Sicht: „man“ „muss“ nichts – außer eine gute Analyse machen – und dazu gehören auch die eigenen Ziele und Bedürfnisse.) Aber OK, mit „Hindsight“ ist man ja immer klüger. Und so kamen wir zu einem Mispelbaum.

Mispeln habe ich dann letzte Woche, nach dem ersten ernstzunehmenden Frost geerntet – im Schneetreiben. Und finde keine Rezepte, die mich so wirklich glücklich machen. Was ich öfter finde, sind Mispelrezepte, die keine Mispelrezepte, sondern Loquat-Rezepte sind. Ich spreche hier nämlich nicht von der gelben, länglichen japanischen Wollmispel (Loquat, Nespera in Spanien, Nespoli in Italien). Sondern von der heimischen Mispel (Mespillus germanica). Und während dieser Baum früher in jedem Hausgarten zu finden war – kennt die Frucht heute kaum noch jemand.

Zum Baum an sich: selbst veredelte Sorten bleiben klein (haben aber größere Früchte). Der Baum wird ca. 4m hoch – dafür aber gerne auch genauso breit. Er blüht wunderhübsch und ist durch Blüte, Form und später den Fruchtstand eine echte Zierde – aufgrund seiner geringen Größe auch für sehr kleine Gärten. Wild wächst die Mispel eher als Strauch, hat dann kleinere, aber genauso essbare Früchte und eignet sich als Wildobsthecke.

Vorweg: für Wildtiere sind die Früchte ein gefundenes Fressen in einer Jahreszeit, wo es schon mal karg wird. Genießbar werden die Früchte nämlich erst mit dem Frost – zuvor sind sie steinhart und das Fruchtfleisch trocken. Sobald die Früchte aber einmal Frost abbekommen haben, ist das Fruchtfleisch weich und essbar. Jetzt heißt es schnell sein, denn das wissen auch die Tiere! Zudem fallen die Früchte jetzt sehr schnell ab und müssen auch zügig verarbeitet werden. Während ich bei heftigem Schneefall um den Baum wetzte und erntete, wo ich hinkam, erntete zeitgleich weiter oben eine Amsel. Da wir ein kleiner Haushalt sind und ich noch am Ausprobieren bin, ob wir mit der Frucht überhaupt etwas anfangen können, habe ich auch nur 1/3 der Früchte geerntet und den Rest den Tieren überlassen. Neben Vögeln naschen auch Fuchs, Marder und andere die Früchte.

Die Verarbeitung der Mispeln – egal was daraus wird – ist nix für Menschen, die Angst davor haben, sich die Hände klebrig zu machen. Die jetzt essbare Frucht – die eher nach vergammeltem Apfel ausschaut – ist klebrig, breiig und – enthält pro Frucht mehrere, im Vergleich zur Gesamtfrucht wahrhaft riesige, Kerne. Man zieht die Fruchthaut ab (was einfach geht), matscht alles in eine Schüssel und treibt nachher alles durch ein Sieb. Das eher in kleinen Portionen, weil man ja immer wieder die Kerne rauspulen muss. Wegen denen kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die Flotte Lotte funktioniert.

Übrigens kann man die Kerne einpflanzen und so seine eigene Wildobsthecke ziehen und/oder weiterverschenken.

Was die Unterstützung von Wildtieren angeht, absolut toller Baum.

Was den menschlichen Verzehr der Frucht angeht? Man kann sie roh auslöffeln – aber da sie ziemlich habhaft ist und wir den Geschmack nicht gewohnt sind, kommt da nicht viel weg. Ich habe wirklich stundenlang im Netz gesucht und meine wirklich große Kochbuchsammlung durchforstet: nur süße Rezepte. Marmelade, Mispelmus, Kuchen mit Mispelmus, Eis mit Mispelmus, Pudding mit Mispelmus… Ein einziges herzhaftes Chutney-Rezept ist mir über den Weg gelaufen – aber ganz ehrlich: sowohl Marmeladen als auch Chutneys habe ich mehr als genug im Keller und so richtig viel weg kommt damit auch nicht. Was mir einfällt – man könnte damit Curries und Soßen anreichern. Mit weihnachtlichen Gewürzen kann ich mir das auch gut vorstellen.

Finde ich schade, dass ich nun frisches Obst zu dieser unwirtlichen Jahreszeit habe und keiner mehr weiß, was damit anfangen. Ich habe jetzt das Fruchtmus pur in kleinen Portionen eingekocht und hoffe, dass ich noch ein paar Verwendungen finde.

Kennst du die Mispel und wenn ja – lässt du sie den Tieren und bedankst dich damit für ihre Unterstützung beim Gärtnern? Oder verwertest du sie selbst? Dann freue ich mich riesig, wenn du ein Rezept dalässt!

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