Die Natur lässt die Erde niemals unbedeckt. Freie Bodenflächen bleiben nie lange frei. Denk an Baustellen, die länger nicht bearbeitet werden – sofort rücken die Pionierpflanzen an. Und in Gemüsebeeten muss ständig zwischen dem Kulturgemüse gejätet werden, weil natürlich einwandernde Beikräuter den Platz und die Nährstoffe streitig machen. Bei Waldspaziergängen läufst du auf einer dicken, weichen Schicht von zerfallendem Pflanzenmaterial, welche den Boden vollständig bedeckt.
Die Natur reagiert auf offenen Boden, wie auf eine Wunde – sie klebt ein Pflaster drauf, sprich: sie schickt Pflanzen dahin. Und im Winter? Bedecken in der Natur abgefallene Blätter und abgestorbene Pflanzenteile den Boden.
Die Praxis, landwirtschaftliche Flächen und Gärten zu mulchen, ist in der Permakultur gang und gäbe.
Was kann diese natürliche Decke?
- Mulch beschattet den Boden, schützt ihn so vor Austrocknung und reduziert damit den Wasserverbrauch und den Zeitaufwand fürs Gießen.
- Nur ein Boden, der Wasser enthält, ist lebendig. Gerade in heißen, trockenen Phasen schützt Mulch die kleinen und kleinsten Lebewesen, die für die Bodengesundheit unabdingbar sind vor dem Verdursten.
- Gleichzeitig ist Mulch Futter für diese Bodenlebewesen. Sie ernähren sich von den Pflanzenresten und wandeln sie wieder in gesunden Humus um.
- Mulch schützt vor Erosion – sowohl Wind als auch Wassererosion können die Humusschicht nicht so leicht abtragen, wenn ihnen eine Mulchschicht in den Weg gestellt wird.
Jetzt kommts – was dir Mulch auch in dieser Jahreszeit nutzt:
- Mulch schützt ebenso vor Kälte, Nässe und Bodenverdichtung!
- Der Klassiker ist, junge Bäume und Sträucher in Gegenden mit harten Wintern in Jutebahnen einzuwickeln, in jedem Fall aber ihre noch empfindlichen Wurzeln warm zuzudecken. Das geht mit einer Laub- oder Reisigschicht (auch wenn es schicke Kokosfasermatten zu kaufen gibt). Auch Wintergemüse bleibt unter einer warmen Decke den ganzen Winter beerntbar. Da eignen sich Nadelholzzweige gut. Zweiglein lüpfen, Petersilie schnibbeln, wieder zudecken.
- Nach Starkregen ist die Erde oft sehr verdichtet. Das führt im Winter dazu, dass die Erde immer mehr verschlämmt, an der Oberfläche vermoost und die Erde gar nicht mehr abtrocknet. Die Pflanzen haben immerzu nasse „Füße“.
Uuuund – genau das ist die Crux!
- Viel gefährlicher als Frost ist für die Pflanzen nämlich Staunässe! Kann die Erde nicht mehr abtrocknen, stehen die Wurzeln ständig im Wasser, die Pflanze geht an Wurzelfäule ein. Eine Mulchschicht hilft, Niederschlag abzumildern.
- Wenn du in Gefäßen gärtnerst, solltest du aber trotz Mulch immer beobachten, ob dein Platz im Winter ganz besonders Regen und Schnee ausgesetzt ist. (Meines Erachtens das wichtigste Permakulturprinzip überhaupt: Beobachte und interagiere!) Bei mir ist – unpraktischerweise – der im Sommer sonnigste, windigste, heißeste, trockenste Platz genau der, welcher im Winter am nassesten und kälteexponiertesten ist. Darum mulche ich zwar in allen Gefäßen, nehme aber die Pflanzkästen im Winter trotzdem von der Brüstung weg und stelle sie an die wärmende Hauswand. Alles andere bleibt aber an Ort und Stelle.
- Im Winter deshalb natürlich auch besonders wichtig: Gefäße müssen einen guten Wasserablauf haben. Untersetzer, in denen sich Wasser sammelt über Winter wegpacken!
Also! Mulchen ist auch im Topfgarten angesagt. Am wenigsten Arbeitsaufwand ist es, das ganze Jahr über einfach abgestorbene Pflanzenteile, ggf. kleingeschnitten, auf die Erde zu legen. Theoretisch kannst du auch Heu oder Stroh auflegen, mit Kies, Blähton, Perlit, Muscheln, Holzhäcksel, mulchen.
„Aber das ist doch so hässlich!“ sagst du? Oder deine Mitbewohner*innen oder Nachbar*innen meckern über die Optik? OK – wenn es auch nach dem ersten Moment noch zu gewöhnungsbedürftig ausschaut und auch kleingeschnibbelt und flach drapiert noch keine Akzeptanz findet: Mulch geht auch „in schön“.
Pflanzen, die sauren Boden mögen, kannst du gut – und typisch für die Jahreszeit –mit Nadelholzreisig schützen und dabei auch noch dekorativ Zapfen vom letzten Spaziergang dazulegen. Bei mir liegen aktuell Hagebutten zwischen den Kräutern. Die bedecken den Boden, können von Vögeln weggefuttert werden – und im nächsten Jahr hab ich die eine oder andere Wildrosen-Jungpflanze zu verschenken. Auch total schön finde ich das bunte Weinlaub unserer beiden Rebstöcke, das ich statt es zu kompostieren, zusammenkehre und in die Gefäße drapiere. Geht natürlich auch mit schönen bunten Blättern vom Spaziergang. Beim Sammeln von Laub, Zapfen und Wildfrüchten haben auch die Kleinsten schon Freude und lernen früh etwas über Naturzusammenhänge.
Bei Schnee habe ich bei Pflanzen, die ich den ganzen Winter beernten will (Petersilie, Postelein, Barbarakraut, Asiasalate,…) gute Erfahrungen mit Jute gemacht. Wie Nadelholzreisig (das ich bei uns eher schwer finde) lässt sie Luft, Licht und Wasser durch, mildert aber Witterungseinflüsse ab. Wer Jute „pur“ zu dröge findet, kann jede Menge winterlich designte Pflanzenabdeckungen kaufen oder sich auch selbst gestalterisch austoben. Da meine Schneeschutzjute im Sommer zur Beschattungsjute wird, bleibt meine einfach sackleinenfarbig und multifunktional.
Wie bewerkstelligst du den Winterschutz in denen Pflanzgefäßen? Magst du erprobte Tipps, die gut funktionieren, mit uns teilen?