Noch vor ein paar Jahren gab es kaum deutsche Bücher über Permakultur. Wenn ich überhaupt was zum Thema PK in der Stadtbibliothek gefunden habe, dann waren es Übersetzungen englischsprachiger Bücher. Oder: Sepp Holzer. Nichts gegen die Übersetzungen – aber grade als blutige Gartenanfängerin war mir mit Gärtnertipps aus anderen Klimazonen nicht so gedient.
Ganz überwiegend ging es um landbasierte Permakultur, sprich Gärtnern und Landwirtschaft. Zwar wurde so ziemlich in jedem Vorwort erwähnt, dass Permakultur-Designs nicht landbasiert sein müssen, sondern auch Stadtplanung, Organisationsentwicklung, Bürgerbeteiligung… permakulturell gestaltet werden können. Aber dann folgt halt doch wieder ein Buch übers Gärtnern. Einzig Looby McNamaras „People and Permaculture“ beschäftigte sich explizit mit sozialer Permakultur.
Inzwischen gibt es aber mehr und mehr deutsche Autoren, die über Permakultur schreiben (z.B. Jonas Gampe, Volker Kranz) und das Thema kommt in den Städten an. Aber auch da erstmal in den Gärten bzw. auf Terrassen und Balkonen – das Topfgärtnern wurde permakulturell entdeckt. (Leider steht oft nur auf dem Cover Permakultur, es ist aber keine drin, sondern einfach nur umweltbewusstes Topfgärtnern…)
Gespannt war ich deshalb, als ich von Birgit Schattling den Tipp erhalten habe, dass Andreas Telkemeier ein Buch zu PK in der Stadt geschrieben hat. Es heißt auch genau so: Permakultur in der Stadt. Von der Vision nachhaltigen Lebens im urbanen Raum. (Erschienen dieses Frühjahr beim pala-Verlag.)
Um die übliche Einleitung mit „Was ist Permakultur und die Ethik und die 12 Prinzipien…“ (dazu hab ich hier und hier geschrieben) kommt man wohl nicht rum, wenn man, wie Andreas, Tutor bei der Permakultur-Akademie ist. Zumindest meine Erfahrung sagt, dass egal wie speziell ein Kursthema ist, bei der Akademie startet jeder Kurs damit. Selbst wenn man davon ausgehen könnte, dass sich nur anmeldet, wer sich schon mit PK auseinandergesetzt hat.
Danach geht es aber los. Aber: Wer jetzt eine Anleitung fürs Gärtnern auf kleinstem Raum erwartet, wird enttäuscht. Ja – es gibt auch Tipps, wie man in der Stadt permakulturell gärtnern kann – vom Sprossenanbau indoor, über Fensterbänke bis hin zu Gemeinschaftsgärten und Solidarischer Landwirtschaft. Das alles wird aber nur exemplarisch angerissen – teilweise auf weniger als einer Seite. Dafür aber blättert Andreas das ganze Spektrum auf, was permakulturell im städtischen Raum alles geht. Und damit ist jetzt nicht nur Anbau gemeint. Sondern auch die gebaute Umwelt, Bauen und Mobilität, Energie, Technik Wirtschaft, Finanzen, Gemeinschaft, Politik, Bildung, Kultur, Gesundheit.
Damit gibt es also keine „Gebrauchsanweisung fürs urbane Permiedasein“ – es gibt aber einen riesigen Überblick, was alles zu Permakultur gehören kann. Nicht alles davon muss man tun und wird man tun – aber das Buch öffnet den Blick weit auf all die Möglichkeiten, verantwortungsvoll mit dem Planeten umzugehen und für ein faires Miteinander zu sorgen.
Wer also denkt, da muss noch was über den „grünen Daumen“ hinaus zur Anwendung kommen – für den bietet das Buch ein Fundus an Möglichkeiten. Und das Schöne an diesem schlaglichtartigen Aufzeigen ist, dass beim Lesen die Ideen, was noch alles ginge, anfangen zu sprießen.
Zum Schluss gibt es aber doch noch eine „Gebrauchsanweisung“. Und weil ich überzeugt bin, dass es weniger wichtig ist, Inhalte bis ins kleinste Fitzelchen zu beschreiben, sondern viel bedeutsamer, Menschen zu befähigen, sich Dinge selbst zu erschließen, finde ich dieses Kapitel mit am wichtigsten. Nämlich: Wie komme ich denn überhaupt zu meinem Design? Was muss ich Beobachten und Analysieren, wie entwickle ich daraus ein Design, setze es um – und halte es am Leben. Auch das ist kurz und knapp gehalten, wie alle Themen im Buch.
Fazit: Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, was Permakultur noch ist, außer Gärtnern – und bereit ist, sich danach weiter in konkrete Themen einzuarbeiten – für den ist dieses Buch voller Denkanstöße. Eine How to, das man einfach nur nachmachen muss, ist es sicher nicht.