Heute mache ich es mal einfach und veröffentliche einfach den Leserbrief, den ich an Herrn Kobelt von lubera geschrieben habe und den er – nach Rückfrage bei mir – in seinem lubera-Newsletter diese Woche veröffentlich hat.

Das auch, weil ich immer wieder und zunehmend genervt bin, vom Thema „invasive Neophyten“. Der Begriff wird derart inflationär gebraucht und gefühlt verwenden ihn ganz viele, ohne zu wissen, was damit eigentlich gemeint ist. Und nein – leider sind das nicht nur Hobbygärtner, sondern auch öffentlich-rechtliche Medien, Naturschutzorganisationen – und: Behörden.

Hier also mein Leserbrief inklusive dem Anlass dazu – mehr zum Thema dann nächste Woche.

 

Im letzten Editorial hat unser Chef Markus Kobelt über das bevorstehende Rosenverbot in der Schweiz geschrieben. Gemäss dem BAFU (Bundesamt für Umwelt) sollen ab September 2024 alle Rosa rugosa und Rosa multiflora nur noch mit Warnklebern verkauft werden dürfen. Auf dem Kleber soll stehen: Achtung: Unkontrolliert kann diese Pflanze die Natur gefährden!

Das gab einige Reaktionen bei unseren Kunden. Eine davon möchten wir euch nicht vorenthalten.

Verbietet die Pflanzen, kauft Plastikrosen!

Lieber Herr Kobelt,

ich amüsiere mich immer köstlich, wenn Sie die Beamten und ihre neuen Ge- und Verbote und ihre Warnkleberchen auf die Schippe nehmen. Zwar lebe ich in Deutschland, aber ich kann ihnen versichern (aber das wissen Sie eh schon) – der deutsche Beamte, mal so als Standardstereotypbeamter gedacht – der steht den schweizerischen Kollegen in nichts nach. Nachdem ich nach 32 Berufsjahren in der freien Wirtschaft in den öffentlichen Dienst gewechselt habe, habe ich dort binnen 4 Jahren nicht nur meine seelische Gesundheit, sondern auch den Glauben an die Intelligenz der Menschheit eingebüßt.

Beispiel aus meinem leider realen Berufsleben dort: Drei Bürgermeister in einem strukturschwachen Gebiet haben einen Wanderweg angelegt. Auf dass Touristen ins Dorf kämen und die Gastronomie und Hotellerie frequentieren. Also so einen ausgeschilderten Pfad, wo selbst derjenige, der sich nur mit Google-Maps zurechtfindet, durchkommt. Sollte verboten werden, weil sonst der Dornige Hauhechel plattgetreten wird. (Auf den man eigentlich nur einmal im Leben tritt und auch nur, wenn man vom Weg abgeht.). Denn: der Hauhechelbläuling stirbt sonst weg. Das ist ein Schmetterling, wie wir alle – spätestens seit der Einschulung in den Kindergarten – wissen.

Jetzt ist grade der Flieder ganz schrecklich im Verruf. Ja, der, über den Lieder und Gedichte geschrieben wurden… Ganz schlecht für die heimische Fauna und Flora. Invasiv ohne Ende. Uralter Baum? Egal! Ausgraben. Dann am besten verbrennen, damit der nicht mehr ausschlägt oder sich womöglich aussamt. Wohnen Tiere auf dem Flieder? Ganz egal, Kollateralschäden zugunsten des Heimatschutzes muss man in Kauf nehmen. Unbedingt dann eine Felsenbirne oder einen Weißdorn pflanzen. Boden passt nicht? Standort passt nicht? Licht passt nicht? Dauert Jahre, bis der so groß ist, dass er Habitat wird? Egal! Hauptsache heimisch.

Meine Balkone sind eingetragene Horti und sowohl die Balkone als auch der 15 Ar Nordosthang am Stadtrand wurden umweltpreisprämiert. Aber natürlich mache ich alles falsch, weil ich den einen Flieder, den die Eltern des Vorbesitzers anfangs des 20. Jahrhunderts gepflanzt haben, da stehen lasse. Und den Kirschlorbeer ebenso, der den Hang festhält. Und den Lebensbaum, ebenfalls am Hang, weil ich ein Zierbeet im Stil der 60er-Jahre für Kulturgut halte und bei 1500m² ein paar m² Wildnis abgeben kann. Völlig nutzlos, dass da Tiere Unterschlupf und Futter finden, der Hang befestigt wird und – Schock! –  Bäume Sauerstoff erzeugen. Jaja.

Danke, dass Sie Ihre Stimme der Vernunft mit Humor gegen den Verbotswahn erheben und mich immer wieder dran erinnern, dass man sich nicht ärgern, nur wundern sollte.

Herzliche Grüße aus Stuttgart,

Heike Maresch

 

So weit der Leserbrief. Wie siehst du das Thema?

 

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