Letzte Woche habe ich davon erzählt, wie ich Gemüsesamen selbst gewinne. Natürlich geht das auch mit Wildpflanzen. Klar habe ich es leicht, weil ich einfach im eigenen Garten sammeln kann. Da weiß ich, dass keine -izide ausgebracht wurden, dass nur mit Kompost gedüngt oder gleich flächenkompostiert wird und er liegt nicht in einem Schutzgebiet. Aber natürlich begegnen mir auch unterwegs draußen immer mal wieder Pflanzen, die ich gerne anbauen möchte.

(Auf dem Bild siehst du Gemüse- und Wildpflanzensamen bunt gemischt. Und in der Mitte… Mal wieder nicht gekennzeichnete Samen. Kann ich nicht oft genug sagen – Zettel dran! Sonst kann man irgendwann nur noch die Vögel damit füttern, wenn man nicht auf Wundertüten im Blumentopf-Format steht.)

Zurück zum Thema: Darf man denn wilde Samen sammeln? Ja – aber man kann es nicht oft genug sagen: es gibt REGELN. Hier – auch wenn das menschliche Gehirn angeblich mit Verneinungen nicht so gut umgehen kann – eine Liste, was NICHT geht, weil das einacher ist:

Wo darf man nicht sammeln?

  • Nicht in Schutzgebieten sammeln! Wo Pflanzen geschützt sind, wird auch kein Saatgut gesammelt. Punkt! Die Pflanzen sollen sich hier natürlich vermehren dürfen.
  • Nicht im Wald! Wälder sind privates Eigentum und alles, was darin wächst, gehört jemandem. Sicher wird kein Waldbesitzer ausflippen, wenn eine einzelne Walderdbeerpflanze mitgenommen wird. Handstraußregel und gesunder Menschenverstand helfen! Miteinander sprechen auch.
  • Natürlich auch nicht in fremden Gärten sammeln! Das Wort dafür heißt: Diebstahl und es gilt auch, wenn der Garten nicht eingezäunt ist. In aller Regel freuen sich gärtnernde Menschen aber riesig über Interesse und geben vielleicht ein paar Samen ab, wenn du nett fragst.

Was darf man nicht sammeln?

  • Keine Samen geschützter Pflanzen sammeln! Egal wo: ob so eine Pflanze in einer großstädtischen Gehwegritze oder in einem Nationalpark wächst – sie ist geschützt, weil wir zu wenige von ihr haben, also ist auch kein Saatgut für dich übrig. (Wenn du unbedingt eine geschützte Pflanzenart haben möchtest – es gibt auf Wildpflanzen spezialisierte Gärtnereien, die Jungpflanzen und/oder Saatgut verkaufen.)

Wie viel darf man sammeln?

  • Beim Pflanzenpflücken gilt die Handstraußregel (man darf – dort wo und wovon es erlaubt ist, so viel pflücken, wie zwischen Daumen und Zeigefinger passt). Daraus kann man sich für Saatgut ableiten: Es wird nur so viel gesammelt, wie man für den Privatgebrauch wirklich braucht! Pflanzen machen viele Samen. Aus jedem Samenkorn wird eine Pflanze. Du willst keinen Wald aus einer einzigen Pflanzenart, sondern einige wenige Pflanzen – die sich dann ja auch weiter bei dir versamen dürfen. Auch bei Pflanzen, die sehr viele Samen produzieren (und das tun die meisten), macht diese Selbstbeschränkung Sinn. Denn in der Natur braucht es eben diese vielen Samen, um wenigstens einige neue Exemplare hervorzubringen. Ein Großteil wird nämlich von Tieren gefressen, fällt auf Untergrund, der nicht gut passt, geht irgendwo verloren… Wenn du in Töpfen aussäst, kannst du diese idealen Bedingungen schaffen und somit eine hohe Keimrate erzielen. Also lass den Tieren ihr Futter und der Pflanze die Chance auf Nachkommen.

Wildpflanzenanbau – Sinn oder Unsinn?

Wildpflanzen wachsen wild, an dem Standort, der ihnen am besten behagt und kommen völlig ohne Pflege aus. Wozu also gezielt anpflanzen, fragst du dich? Ich mach das, weil…

  • …ich so die Pflanzen über ihren gesamten Entwicklungszeitraum beobachten und besser kennenlernen kann. Damit übe ich, sie auch draußen in der Natur sicher zu bestimmen.
  • …ich so immer Wildpflanzen zum Essen parat habe. Zum Beispiel liebe ich es, ein Blättchen Gundermann ins Salatdressing zu schnippeln, Sauerampfer für den extra Säurekick zuzugeben, Löwenzahn für eine leichte Bitterkomponente… (Jaaaa, Foodie bin ich auch…)
  • …Wildpflanzen ebenso hohen Zierwert wie die sogenannten Zierpflanzen haben, aber wirklich null Pflege brauchen (außer, dass du manche vielleicht in ihrem Ausbreitungsdrang etwas beschränken musst)
  • …Wildpflanzen einen ökologischen Wert für einheimische Wildtiere haben, weil sie Nahrung, Unterschlupf, Kinderstube bieten. Selbst ein Blumentopf mit einheimischen Wildpflanzen ist schon ein winziges Trittsteinbiotop für Pflanzen und Tiere! Auf meinem Balkon schwirren vom späten Winter bis späten Herbst Insekten. Seit ich viele heimische Wildpflanzen habe, kommen auch mehr Vögel vorbei. Safari auf dem Balkon!

Was hältst du davon, Wildpflanzen gezielt anzupflanzen?

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