Nachdem ich nach dem mdr-Beitrag eine Nachfrage bekommen habe, wie das mit den Bewässerungsrohren genau funktioniert und das auch wirklich nicht ganz rüberkam im Film, schreibe ich euch hier mal mein How to für meine Wasserspeicher mit Gießrohr auf.

Entstanden ist die Idee aus der Not heraus. Die Blumenkastenhalterung auf unserem Balkon ist baulich so, dass sie für heutige Kästen viel zu schmal ist. Ich habe wirklich alle möglichen Bau- und Gartenmärkte abgeklappert und online gesucht – Kästen mit Wasserspeicher in der Breite (eigentlich müsste ich schreiben: in der Schmäle) – gibt es nicht zu kaufen. Es passen überhaupt nur die allerbilligsten Kästen rein. Also habe ich beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen.

Vielleicht die Plastikfrage vorab. Das Material ist PP, lebensmittelecht und – so der Hersteller – lichtecht (muss sich über die Zeit zeigen). Wir wohnen im 5. Stock, ohne Aufzug, 110 Stufen. Über die rein alles hier hochgeschleppt wird – Erde, Pflanzen, Gefäße… Wenn ich eine vernünftige Gefäßgröße haben will, stoße ich bei voller Bepflanzung und nasser Erde bei 60cm-Kästen an die Grenze meiner Kräfte, was ich noch sicher heben kann. Ihr müsst euch vorstellen – da geht es 20m runter – direkt auf eine vielbefahrene und begangene Hauptverkehrsstraße. Ich hatte mit DIY geliebäugelt, z.B. Gefäße aus Leichtbeton in der passenden Größe zu gießen. Aber mal ehrlich – wem will ich das weismachen. Mein Tag hat auch nur 24 Stunden – da wäre ich zu Sankt Nimmerlein noch nicht fertig. Da ich davon ausgehe, dass die Kästen viele Jahre in Gebrauch sein werden, habe ich mich für Plastik entschieden. Keine maximal gute Lösung, aber das Optimum. Was ich jetzt beschreibe, geht mit Gefäßen aus jedem durchbohrbaren Material. Die Maße sind Pi mal Daumen und bezogen auf einen 60cm-Balkonkasten. Bei größeren Gefäßen kann man natürlich auch eine höhere Drainageschicht machen. Im Kasten will ich aber nicht mehr Wurzelraum hergeben.

Die Kästen haben beim Kauf keine Abzugslöcher, die muss man selbst bohren. Das Besondere – ich bohre die nicht in die Böden, sondern in die Seiten, ca. 2,5cm vom Boden aufwärts. Ich nehme einen 8er-Bohrer und bohre so alle 10cm ein Loch auf beiden Längsseiten.

Die Kästen befülle ich dann mit Blähtonkugeln (für Hydrokultur) und zwar bis Oberkante der Bohrlöcher. Man kann natürlich auch anderes Drainagematerial nehmen. Für mich gibt hier wieder das Gewicht den Ausschlag.

Dann kommen die Gießrohre. Weil ich keine bessere Idee hatte, hab ich da solche Plastikrohre genommen, durch die man normalerweise Kabel verlegt. Sie haben ca. 3cm Durchmesser. Die säge ich auf Kastentiefe ab, weil ich es optisch schöner finde, wenn die später von den Pflanzen verdeckt sind. Dafür nehme ich in Kauf, dass ich dann immer Blätter zur Seite halten muss.

Diese Gießrohre durchbohre ich auf ebenfalls ca. 2,5cm Höhe. Ich mache mit einem 4er Bohrer 8 Bohrlöcher in zwei Reihen. Dann stecke ich sie – Bohrlöcher nach unten – in die Drainageschicht und achte darauf, dass keine Kugeln drinstecken.

Auf die Kugeln lege ich ein Gartenvlies, so ein weißes, das man im Frühjahr nimmt, um sehr frühe Aussaaten vor Frost zu schützen. Das ist gut wasserdurchlässig und kann von den Pflanzen durchwurzelt werden, was das Ziel ist. Aus dem Grund, solltest du kein schwarzes Unkrautvlies nehmen, das wie eine Wurzelsperre wirkt. Das Vlies schützt die Blähtonschicht vor dem Eindringen der Pflanzerde und so die Drainageschicht vor dem Verschlämmen. Die Gießrohre sind natürlich außerhalb der Vlieseinlage.

Aufs Vlies kommt das Pflanzsubstrat, dann die Pflanzen. Alles schön festdrücken und die Pflanzen einschlämmen. Die ersten 2 Wochen gieße ich noch von oben. Dann sind die Pflanzen eingewachsen und es kommt das Gießrohr zum Einsatz. Ein fertiges Modell seht ihr im Titelbild dieses Beitrags. Das überstehende Vlies stopfe ich einfach seitlich nach unten in die Erde – zur Illustration mit Foto habe ich es noch so belassen.

Durch die Löcher am unteren Ende des Gießrohrs läuft das Wasser in die Blähtonschicht und bleibt bis in Höhe der Drainagelöcher stehen. Die Pflanzen werden angeregt, dem Wasser entgegenzuwachsen. Zu viel Wasser, z.B. nach heftigen Regenfällen, fließt durch die seitlichen Drainagelöcher ab, so dass ich also max. eine Wasserhöhe bis Unterkante der Drainagelöcher habe. Die Blähtonschicht ist damit Wasserspeicher und Drainage in einem.

Ich gieße so lange Wasser in die Röhre, bis der erste Tropfen seitlich austritt. Dann weiß ich, dass der Speicher voll ist und Nachbars Balkon drunter wird nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Seit ich so bewässere, habe ich zum einen viel kräftiger bewurzelte Pflanzen, zum anderen aber auch einen deutlich geringeren Wasserverbrauch. Gerade im Sommer trocknet Gießwasser, das von oben auf die Erde kommt, total schnell weg. Bisher bin ich happy mit der Lösung.

Was sind deine Tipps und Tricks, um beim Gärtnern Wasser zu sparen?

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