So – nachdem ich an Silvester über Permakulturprinzipien(reiterei) gelästert habe, ohne die Prinzipien überhaupt zu nennen, hier mal ein Versuch zur Übersicht.

Holmgren (auf seiner Seite in diversen Sprachen abrufbar, hier Deutsch direkt von dort übernommen und das englische Original in Klammern dahinter):

  1. Beobachte und handle. (Observe and interact.)
  2. Sammle und speichere Energie. (Catch and store energy.)
  3. Erwirtschafte einen Ertrag. (Obtain a yield.)
  4. Wende Selbstregulierung an und lerne aus den Ergebnissen. (Apply self-regulation and accept feedback.)
  5. Nutze erneuerbare Ressourcen und Leistungen. (Use and value renewable resources and services.)
  6. Produziere keinen Abfall. (Produce no waste.)
  7. Gestalte erst Muster, dann Details. (Design from pattern to detail.)
  8. Integriere statt abzugrenzen. (Integrate rather than segregate.)
  9. Setze auf kleine, langsame Lösungen. (Use small and slow solutions.)
  10. Nutze und schätze die Vielfalt. (Use and value diversity.)
  11. Nutze Randzonen und schätze das Marginale. (Use edges and value the marginal.)
  12. Reagiere kreativ auf Veränderung. (Creatively use and respond to change.)

Wer zweisprachig unterwegs ist, wird schon sehen, dass manches sich eben nicht wortwörtlich übersetzen lässt. „waste“ ist nicht nur „Abfall“, waste ist auch sinnloser Überfluss, der nicht verwertet werden kann, obwohl für seine Erzeugung Energie verwandt wurde. Aber OK, ich wollte nicht den Artikel vom 31.12. ausweiten, sondern nur die Prinzipien mal aufgezeigt haben.

Bill Mollison, A Designers‘ Manual, p. 15-16 (Hier übersetze ich mal frei Schnauze.)

  1. Work with nature, rather than against it. (Arbeite mit der Natur, nicht gegen sie.)
  2. The problem is the solution. (Das Problem ist die Lösung.)
  3. Make the least change for the greatest possible effect. (Mache kleinste Veränderungen für den größtmöglichen Effekt.)
  4. The yield of a system is theoretically unlimited. (Der Ertrag eines Systems ist theoretisch unbegrenzt.)
  5. Everything gardens. (Alles gärtnert.)

Hier würde mich interessieren, ob jemand mit den Sätzen was anfangen kann, ohne sich weiter in Mollisons Texte zu vertiefen? Und ob irgendwer es doch noch geschafft hat, das eigentlich unmögliche MiniMax-Prinzip (3.) zu verwirklichen?

Patrick Whitefield, The Earth Care Manual, chapter 2 The principles of permaculture (Deutsch auch hier von mir frei Schnauze.)

  1. Wild Soil (no till, covered soil, perennials) – Wilder Boden (keine Bodenbearbeitung, bedeckte Erde, mehrjährige Pflanzen)
  2. Diversity (species diversity, genetic diversity, ecological diversity, cultural diversity) – Diversität (Artenvielfalt, genetische Vielfalt, ökologische Vielfalt, kulturelle Vielfalt)
  3. Multi-Dimensional Design (stacking, succession, edge) – Multidimensionales Design (Stapeln, Sukzession, Grenzen)
  4. Relative Location – relative Anordnung/Verortung
  5. Key Planning Tools (zoning, networking, sectoring, elevation planning, Integration all four) – Schlüsselwerkzeuge für die Planung (Zonierung, Netzwerke, Sektoren, Planung in die Höhe, Integration aller vier Aspekte)
  6. Small Scale (…and diversity, …and yield) – kleine Flächen (…und Vielfalt, …und Ertrag)
  7. Input-Output (linking, multiple outputs) – Einsatz – Ertrag (Querverbindungen, Mehrfacherträge)
  8. Enery-Flows (energy in use and embodied energy, biological resources) – Energieflüsse (genutze Energie, gespeicherte Energie, biologische Energiequellen)
  9. Wholes (you can never do one thing, everything has multiple causes, there is no „away“ – „Ganzheiten“ (du kannst nie nur eine Sache tun, alles hat mehrere Ursachen/Gründe, es gibt kein „weg“)

Du merkst schon – unter der Überschrift „Prinzipien“ listet er dann auch Werkzeuge auf und bringt andere Aspekte als Mollison und Holmgren mit ein. Und hey – das sind jetzt nur drei von hunderten von Menschen, die zu Permakultur Bücher geschrieben haben.

So! Das nur zur weiteren Illustration des Artikels von voriger Woche. Ich hab die Übersetzung aus dem Ärmel fließen lassen – und gemerkt, dass es noch viele andere Übersetzungen gäbe. Und dass die wirklich richtige davon abhängt, in welchem Kontext die Sätze stehen. Dass man also nicht einfach einzelne Sätze zu „Prinzipien“ erheben kann, die dann allgemeingültig sind, sondern nachlesen muss, was damit gemeint ist.

Und ich stelle mir noch immer die Frage, welchen Sinn Prinzipien (Regeln, Gebote, Leitsätze,… wie immer du sie nennen willst) machen – wenn sie nicht für sich alleinstehend verständlich sind?

Yep – unterm Strich noch immer ein Plädoyer für: selber nachlesen, selber probieren, selber beobachten, selber schlussfolgern. Anders als bei der Ethik der Permakultur – die ich für allgemeingültig halte (und übrigens auch immer wieder grottenschlecht übersetzt). Du ahnst es? Demnächst mehr dazu…

Vielleicht hab ich es ja einfach noch nicht kapiert… Magst du einen Kommentar dalassen, welchen Nutzen du in Permakulturprinzipien siehst?

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