Kennst du Perma-Veggies? Das sind keine in der Permakultur besonders „modische“ Gemüsesorten. Perma-Veggies ist – genau wie Permakultur – ein zusammengezogenes Kunstwort aus permanent vegetables, also sowas wie „permanente Gemüse“. Gemeint sind damit Gemüsearten, die man einmal pflanzt und dann über viele Jahre beernten kann.
Sowas gibt es? Hast du auch gerade Fragezeichen im Kopf und denkst an all das Kulturgemüse, das man aussät oder als Setzlinge kauft und auspflanzt – und das dann geerntet und gegessen wird und also einfach weg ist? Was könnte also ein Perma-Veggie sein? Und was geht in eine ähnliche Richtung, ist aber trotzdem keines?
Um das Rätsel zu lösen – es gibt tatsächlich Gemüse, die mehrere Jahre auf einem Platz stehen und alljährlich beerntet werden. Am bekanntesten sind Rhabarber (der bei uns eher wie Obst verwendet wird, aber tatsächlich zu den Gemüsen gehört) und Spargel. Der kann man wohl an die 20 Jahre lang beernten. Allerdings immer nur einmal, also den ersten Austrieb. Danach muss man der Pflanze erlauben, zu wachsen, zu blühen und neue Kräfte zu speichern. Sonst geht sie ein. Das ist wohl auch der Grund, warum der so teuer ist. Für beides braucht man aber wohl eher offenen Gartenboden oder sehr große Gefäße. Und ob man sich auf kleinstem Raum mit Gemüsen den Platz zupflanzen möchte, die man nur kurze Zeit beernten kann, die aber rund ums Jahr viel Platz belegen?
Zu den mehrjährigen Gemüsen gehören aber auch die Ampfer-Arten: Sauerampfer, Blutampfer, Schildampfer und der sehr ergiebige und auch sehr früh austreibende Gemüseampfer. Dass der groß wird, kannst du auf dem Foto erahnen… Allerdings braucht er als Pfahlwurzler und schlank wachsende Pflanze eher einen hohen als einen besonders umfangreichen Pflanztopf, weshalb ich den auch für kleine Flächen geeignet finde. Im Winter zieht er vollständig ein, treibt aber sehr früh und kräftig aus. Nämlich gerade jetzt schon. Verwenden lässt er sich ähnlich wie Spinat. Sauerampfer hab ich einmal gepflanzt und zwischenzeitlich hab ich davon immer wieder ausgegraben und in Verschenkboxen vor die Haustür gestellt. Der ist unglaublich wüchsig. Im Vertikalbeet hat der übrigens 40cm lange Wurzeln bekommen. Der Hit ist auch der Blutampfer. Im Garten sucht der sich mit Vorliebe vollsonnige Plätze in meinen Beeten. Weshalb ich dachte, ich sei im falschen Film, als ich den im Gartencenter bei den Teichrand-Pflanzen sah, für „Sumpfzone“. Was mich natürlich bewogen hat, den in meinen Sumpftopf zu setzen, der eher schattig auf dem Balkon steht. Und was soll ich sagen – da gedeiht er genauso gut. Schaut auch einfach hübsch aus, die bunten Blättchen im Salat.
Nicht mehrjährig, aber trotzdem „immer da“ sind Gemüse, die zwar ein- oder zweijährig sind, sich aber gerne selbst aussäen, so dass immer Nachschub da ist. Bei mir gehört dazu z.B. Mangold (den ich immer ausblühen lasse für die Insekten und später die Samen für die Vögel – und dann halt auch Mangoldjungpflanzen für Heike…). Der ist zweijährig. Tomaten, bei uns nicht winterhart sind und einjährig angebaut werden (neulich hab aber ich gelesen, dass man die wie Chilies überwintern kann) säen sich bei mir jedes Jahr irgendwo aus, seit ich mal viele Tomatenpflanzen auf dem Balkon hatte. Letztes Jahr wuchs z.B. eine gemeinsam mit dem Rebstock – die brauchte ich gar nicht anbinden, die haben sich gegenseitig festgehalten. Oft sind die selbst aufgegangenen Pflanzen sehr robust – bloß weiß man nie, welche Sorte einem da gerade geschenkt wird. Per Definition sind das aber auch keine Perma-Veggies, sondern Gemüse, die sich selbst gut aussamen, so dass man sie einmal gesät immer irgendwo wiederfindet.
Kürzlich habe ich beim Online-Kongress von Permastart einen Vortrag von ackerbaum gehört. Das ist eigentlich eine Baumschule, die aber auch Perma-Veggies verkauft. Und da gibt es Dinge, die man schon lange kennt – aber nicht als Gemüse. Oder wusstest du schon, dass Taglilien essbar sind – und zwar die gesamte Pflanze?! Und dass Hosta (Funkien), die in Gärten gerne als Blattschmuckpflanze dunkle Ecken schmücken, essbar sind und z.B. in Japan als Gemüse angebaut werden?
Nicht ganz so außergewöhnlich für uns sind Ewiger Kohl, Meerkohl, Schnittlauch und Winterheckenzwiebeln, Meerrettich uvm. Artischocken kennt man auch. Und ich hab für mich Yacon entdeckt – dessen Speicherwurzeln ich allerdings – wie bei Dahlien – ausgrabe und im Keller überwintere, sie im März eintopfe und warm im Haus halte bis zu den Eisheiligen und dann wieder rausstelle. (Ach ja – Dahlien werden in ihrer Heimat auch gegessen. Bei uns nicht als Lebensmittel erhältlich, Nouvel Food-Verordnung lässt grüßen…) Frag einfach mal die Suchmaschine nach „mehrjährigem Gemüse“. Du wirst überrascht sein, wie viel es da gibt.
Toll an der Sache ist, dass Perma-Veggies einmal gepflanzt lange Zeit Ertrag abwerfen, aber keine Arbeit machen. Und – es kann sich ein stabiles gesundes Bodenleben entwickeln, weil nicht ständig neu ein- und ausgegraben wird. Das spielt im Freiland noch eine viel größere Rolle, ist aber auch beim Gärtnern in Gefäßen durchaus spannend, weil in großen Gefäßen immer wieder nur obenauf Kompost kommt und so sich auch im Topf reichhaltiges Bodenleben wohfühlt.
Noch gar nicht erwähnt habe ich übrigens diejenigen Perma-Veggies, die gleichzeitig „wild veggies“, nämlich essbare Wildpflanzen sind. Aber DAS wir ein separater Beitrag.
Hast du schon Perma-Veggies auf deiner kleinen Anbaufläche? Und wenn ja, welche?

 

 

Hinterlasse einen Kommentar